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1. April 2024 | Worte des Bewegungsleiters | 

In den Risses: Sinn


In den Rissen: SINN (Foto: congerdesign, pixabay)

In den Rissen: SINN (Foto: congerdesign, pixabay)

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!

„Christus ist auferstanden!“

Dieser Satz, dieses Glaubenszeugnis hat eine ungeheure Kraft in sich. Die Kraft dieses Satzes hat den christlichen Glauben zur Weltreligion werden lassen. Als Ostergruß ist er in vielen Ländern zur Begrüßung beim Osterfest und zum Eröffnungswort der Ostergottesdienste geworden. Und die Antwort auf diesen Gruß wiederholt die Begeisterung und lautet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die Auferstehung Jesu ist die Quelle einer unerschütterlichen Zuversicht. Sie wirkt hinein in die dunkelsten Stunden menschlichen Lebens und öffnet unsere irdische Lebensperspektive über den Tod hinaus in die Ewigkeit Gottes.

Bei jeder Taufe wird für den Neugetauften eine Kerze an der Osterkerze entzündet. Dieses Licht der Taufe soll alle Stunden des Lebens hell machen. Und beim Gottesdienst zur Beerdigung eines Menschen wird wieder die Osterkerze entzündet. Beim Sterben geht es um den Schritt hinein in die Ewigkeit Gottes.

Der heilige Maximilian Kolbe wird im Blick auf seine Todesstunde auch als Glaubenszeuge, als Märtyrer verehrt. Als Strafmaßnahme für eine nur vermutete Flucht eines anderen Häftlings wurden zehn Häftlinge zum Tod im Hungerbunker verurteilt. Pater Kolbe nahm den Platz eines Familienvaters aus diesem Kreis ein. Es wird berichtet, dass er diesen Schritt hinein in den Tod kommentiert mit dem Satz: „Das ist die Stunde, für die ich geboren bin“. In einem allgemeinen Sinn stimmt dieser Satz so für jeden von uns. Von unserer Geburt an sind wir für die Ewigkeit bestimmt, und das Sterben ist das Tor hinein in diese Ewigkeit.

Ich glaube, im Blick auf Pater Kolbe bedeutet dieser Satz aber noch mehr. Die Art und Weise seines Sterbens war mit einem sehr besonderen Schritt der Hingabe verbunden. Die vielfältigen Projekte zur Glaubensverkündigung und zum sozialen Engagement für Menschen haben in diesem letzten Schritt im Leben Pater Kolbes eine besondere Zuspitzung erfahren. Es war die Stunde seiner großen Liebe. Es war die Stunde, in der er ganz wörtlich sein Leben für einen anderen gegeben hat. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13), sagt Jesus im Johannesevangelium dazu.

In einem Zitat, das Mark Twain zugschrieben wird, heißt es: „Die zwei wichtigsten Tage in deinem Leben sind der Tag, an dem du geboren wirst, und der Tag, an dem du herausfindest, warum“. Erst wenn ich weiß, für was und für wen ich lebe, bekommt mein Leben Tiefe. Das Große und das Kleine werden wichtig, weil es einen Sinn hat.

Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie

Dieses Wort geht zurück auf Friedrich Nietzsche. Er hat es als Entgegnung auf andere Philosophen formuliert, die als Prinzip und Grundlage allen Strebens und aller Moral das „größtmögliche Glück für die größtmögliche Anzahl von Menschen“ beschreiben wollten. Die Frage nach dem Warum, nach dem Sinn hielt Nietzsche für wichtiger, als dass alles immer glücklich und glatt verläuft.

Der Psychotherapeut Viktor Frankl hat das Motto von Nietzsche in seiner Logotherapie zu einer praktischen Lebenshilfe gemacht. Auch Frankl hat das Konzentrationslager erlebt. Obwohl von den äußeren Bedingungen nichts ausreichend zur Verfügung stand, was zum Glücklichsein und Wohlbefinden gehört, war auch in der größten Not in den Menschen ein Überlebenswille und eine psychische Kraft lebendig.

Die Frage nach dem Sinn ist keine Frage, die mir durch die Klugheit eines anderen beantwortet werden könnte. Es geht um meine eigene innere Gewissheit: Trotz der Grenzen und auch trotz der Belastungen meiner Situation weiß ich mich an der richtigen Stelle. Gläubig gesprochen, sagen wir dazu: Ich habe erkannt, dass das, was ich zu tragen habe, zu meiner Lebensberufung gehört. Die Hoffnung und die Verheißung, die mit meiner Lebensentscheidung verbunden sind, bleiben bestehen und sind stärker als das, was an Enttäuschungen auch zum Leben gehört.

„Brannte nicht unser Herz in uns …“

Die zwei Jünger am Ostermorgen auf dem Weg nach Emmaus sagten zueinander, als sie Jesus beim Teilen des Brotes erkannten: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ (Lk 24,32).

Ihr Herz brannte, als Jesus ihnen aus den heiligen Schriften erklärt, was alles über ihn geschrieben steht. Er konnte ihnen vermitteln, warum der Messias das alles erleiden musste. Sie fingen an zu begreifen, dass das Kreuz einen Sinn hatte und hat. Paulus schreibt später davon, dass das Kreuz Christi äußerlich gesehen zwar „Torheit und Ärgernis“ ist, dass es aber im Licht des Glaubens der Erweis göttlicher Kraft und göttlicher Weisheit ist. Ich glaube, manchmal möchten wir Ostern feiern so schnell und so locker, wie wir sagen „alles gut“. Bloß nichts zu ernst sehen. Das kriegen wir schon hin. Das Leben geht weiter. Nach drei Tagen war alles wieder gut.

Ich glaube, die Erfahrung der Emmausjünger ging viel tiefer. Sie waren nicht nur enttäuscht und traurig, und dann kommt einer dazu und muntert sie auf: „Lasst den Kopf nicht hängen. Es geht schon irgendwie weiter“.

Es war mehr als eine Enttäuschung, was die Jünger zu bewältigen hatten. Ihr Fundament, ihr Glaube war zerstört. Ihr Glaube an Jesus war zerstört.

Die Begegnung mit Jesus hat genau diese Stelle berührt. Dass Jesus lebt, dass sie ihm wieder begegnen, dass es weitergeht: natürlich war all das eine unglaubliche Freude.

Ich glaube aber, das Herz der Emmausjünger brannte, weil nicht nur alles wieder gut war, sondern weil sie spürten: Genau so, wie es war, so war es wichtig, so hat es einen Sinn. Genau so ist Jesus wirklich der Messias, der Retter und Erlöser von aller Sünde und Not geworden über die irdische Wirklichkeit hinaus.

Wenn es um die Risse und Brüche im Leben geht, hätten wir es lieber, wenn sich alle oder wenigsten so viele wie möglich vermeiden ließen. Und miteinander und füreinander können wir viel dazu tun. Die Freude des Osterfestes ist ansteckend. Bei der Feier der Osternacht kommt mir immer wieder der Gedanke, wie man eigentlich leben kann ohne diesen Glauben. Und ich bin so froh, dass Ostern viel tiefer geht als das Schlimme in der Welt. Jesus zeigt seinen Freunden seine Wunden. In der Kunst werden sie oft leuchtend und verklärt dargestellt. Seine Wunden machen seine Auferstehung und unsere Osterfreude vollkommen.

Als meinen Osterwusch für Sie grüße ich Sie herzlich: „Christus ist auferstanden!

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland

Jahresmotto 2023/2024 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Motiv: Hanna Grabowska)

Jahresmotto 2023/2024 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Motiv: Hanna Grabowska)


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