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1. März 2024 | Worte des Bewegungsleiters | 

Sieben Worte Jesu


(Foto: 652234, pixabay)

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Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!

Der Weg hin zum Osterfest ist geprägt durch die Wochen der Fastenzeit oder der österlichen Bußzeit, wie diese Zeit heute in den kirchlichen Texten genannt wird. Die Zeit orientiert sich an den 40 Tagen der Wüstenzeit Jesu. Am Ende dieser Zeit widersteht Jesus den Versuchungen, die ihn von seinem Weg und seiner Sendung abbringen wollen.

Der letzte Riss

Die ältesten Texte des Neuen Testamentes sind die Passionsberichte und das Zeugnis der Auferstehungserfahrungen. Von Anfang an wurden für die Christen alle Einzelheiten dieser letzten Etappe im irdischen Leben Jesu zum Schlüssel, um hineinzuwachsen in eine größere Nähe zu Jesus und in eine entschiedenere Nachfolge. Der dramatische Höhepunkt des Sterbens Jesu am Kreuz wird begleitet von einem Erdbeben, das den Felsen spaltet und den Vorhang des Tempels zerreißt. Der Riss des Todes ist die endgültige Grenzerfahrung unserer menschlichen Existenz. Am Ende unseres Lebens steht Ohnmacht. Die Hoffnung auf ewige Vollendung kann sich nur als ein Geschenk erfüllen.

In allen Kirchen wird durch Bilder oder mindestens durch 14 kleine Kreuze an die Stationen des Leidensweges Jesu erinnert. Es gibt viele Gebetstexte und Betrachtungen, die das heilsgeschichtliche Geschehen verbinden mit den eigenen Lebenssituationen. Auch im Gotteslob und in den Gebeten Pater Kentenichs aus der Dachauzeit gibt es Kreuzwegbetrachtungen. Oft gehen Menschen beim Beten und Betrachten des Kreuzweges auch tatsächlich einen Weg von einem Bild zum anderen, um mit Leib und Seele mit Jesus mitzugehen.

In manchen Ländern der Weltkirche ist noch ein anderer Brauch des Mitgehens mit Jesus verbreitet. Man betrachtet nacheinander die letzten Worte Jesu am Kreuz. Jedes dieser Worte führt uns tiefer hinein in den Raum des Herzens Jesu. Mit jedem dieser Worte öffnet uns Jesus Räume in den Rissen unseres Lebens.

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34 und Mt 27,46)

Markus und Matthäus überliefern beide dieses Wort. In besonders dunklen Stunden und Krisen kann man mit gut gemeinten Worten von Zuversicht und Hoffnung gar nichts anfangen. Jemanden zu erleben, der Not und Verlassenheit kennt, wirkt anders. In einer solchen Begegnung bekommt Not nicht eine Lösung, sondern ich werde aufgenommen und bin nicht mehr alleingelassen. Wie viele Menschen haben durch das Lesen der großen Not Jesu am Ölberg einen Moment der Nähe zu ihm erlebt. Und die Angst, die den Raum eng macht und die Luft zum Atmen nimmt, fängt an, sich zu weiten, weil einer da ist, der selbst Angst und Not kennt und sie mit mir trägt.

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34)

Oft hat Jesus in seiner Predigt von der Vergebung Gottes und der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters gesprochen. Der Zöllner Zachäus erlebt diesen Wendepunkt seines Lebens genauso wie die Ehebrecherin und der Gelähmte, der Befreiung an Leib und Seele erlebt. Am Kreuz wird deutlich, dass Jesus nicht nur die Botschaft der göttlichen Vergebung verkündet. Ihn selbst darf diese Vergebung alles kosten. Er spricht sie aus für die, die ganz unmittelbar und direkt an ihm schuldig werden. Die Tür zur Erlösung öffnet sich auch für mich erst, wenn ich es annehmen kann, dass Jesus sich meine Erlösung für mich etwas kosten lässt.

„Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)

Der verurteilte Verbrecher macht sich nichts vor. Die ganze Realität seiner Untaten legt er in sein Vertrauen zu Jesus hinein. Und dann: „Amen, ich sage dir …“ Was für eine Zusage! Und was für ein Versprechen! Der ganze Müll des Lebens und das Gerümpel meiner Geschichte ist weggewischt. Alles wird von einem göttlichen Leuchten überstrahlt. Und das „mit mir“ in diesem Satz verspricht Jesus seinen Jüngern auch für jeden Tag auf dem Lebensweg „bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

„Mich dürstet.“ (Joh 19,28)

Dieses Wort Jesu wird besonders oft symbolisch gedeutet. Auf dem Ölberg hat Jesus sich durchgerungen. Er ist bereit, den „Kelch des Leidens zu trinken“ (vgl. Mt 26,39). Die Priorin der Neugründung des Klosters Helfta hat in vielen Vorträgen und Impulsen immer wieder ein Motiv wiederholt: „Die Sehnsucht Gottes ist der Mensch“. In vielen Menschen hat dieses Wort eine geistliche Erneuerung angestoßen. Das Reden von Gott ist oft so, dass er in seiner unendlichen Größe auch in eine unendliche Ferne gerückt wahrgenommen wird. Ewig und unbewegt, ja unberührt von dem, was uns aufwühlt und umtreibt. Ein nach dem Menschen, ja nach mir sehnsüchtiger und erwartungsvoller Gott durchbricht diese Unnahbarkeit. Das Wort Jesu „mich dürstet“ könnte man auch so umschreiben: Jesus sagt zu uns: „In der Sehnsucht meines Herzens bleibt eine Stelle leer und unerfüllt, wenn ich dich nicht erreiche. Mich dürstet nach deiner Liebe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch“.

„Frau, siehe, dein Sohn! – Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26 f.)

Pater Kentenich nennt diese Stelle im Johannes-Evangelium oft das Testament Jesu. Natürlich gilt das für alle Christen. Pater Kentenich meint jedoch auch, dass Gott dieses Testament in besonderer Weise Schönstatt als Aufgabe gegeben hat. Gerade für die heutige Zeit und die moderne Welt hat die Gottesmutter eine besondere Bedeutung. In ihr wird die Erlösung durch Jesus Christus in ihrer ganzen Fülle sichtbar. Eine marianische Spiritualität kann besonders den Boden, das Erdreich in der Seele des Menschen bereiten, dass die Botschaft des Evangeliums auf fruchtbaren Boden fällt und aufgeht und Frucht bringt.

„Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30)

Es geht um die ganze Dimension des Todes Jesu am Kreuz. Bis zuletzt und mit ganzem Herzen hat Jesus seine Sendung erfüllt. In den bereits erwähnten Dachaugebeten heißt es dazu:

„Die Macht der alten Schlange ist gebunden, das All hat seinen Mittelpunkt gefunden:
Du bist der Herr des Himmels und der Welt, vor dem die ganze Schöpfung niederfällt.
Nur kurze Zeit wird dich der Grabstein decken, dann wirst du siegreich dich vom Tod erwecken.
Du steigst als Sieger aus dem Grab empor und öffnest jubelnd uns das Himmelstor“.

„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46)

Vielleicht fühlen Sie sich angeregt, in diesem Jahr einmal besonders die letzten Worte Jesu zu betrachten. es fehlen Ihnen jedoch Raum und Zeit dafür. Es geht auch kürzer: Das Letzte Wort aus der Liste. so kurz wie es ist, könnte in diesen Wochen zu Ihrem Abendgebet werden: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist (mein Leben, meine Familie …)“. Im Abendgebet der Mönche hat jedenfalls gerade dieser Satz seinen festen Platz.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete österliche Bußzeit

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland

Jahresmotto 2023/2024 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Motiv: Hanna Grabowska)

Jahresmotto 2023/2024 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Motiv: Hanna Grabowska)


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