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12. Januar 2024 | International | 

Begegnung mit einer Schönstattfamilie im Aufbruch


Begegnung mit einer Schönstattfamilie im Aufbruch im provisorischen ‚Vor-Heiligtum‘ im Haus der Schönstätter Marienschwestern in Temeschwar, Rumänien (Foto: Brehm)

Begegnung mit einer Schönstattfamilie im Aufbruch im provisorischen ‚Vor-Heiligtum‘ im Haus der Schönstätter Marienschwestern in Temeschwar, Rumänien (Foto: Brehm)

Hbre. „Für uns war es eine sehr große Freude, dass wir Mitglieder aus der europäischen Schönstattfamilie im Umfeld des Treffens von ‚Miteinander für Europa‘, das hier in Rumänien stattfand, in unserer Filiale in Temeswar begrüßen durften“, schreibt Schwester Erika-Mária Bukovics im Nachgang der internationalen Begegnungen. „Wir haben bei den mehrfachen Begegnungen erlebt, dass wir in Schönstatt eine große Familie sind, die eine gemeinsame Sendung trägt und viel Freude aneinander hat.“

Begegnung im Haus der Schönstätter Marienschwestern in Temeschwar (Foto: Brehm)

Begegnung im Haus der Schönstätter Marienschwestern in Temeschwar (Foto: Brehm)

Von Anfang an war Verbundenheit und Gemeinschaft spürbar (Foto: Brehm)

... von Anfang an war Verbundenheit und Gemeinschaft spürbar (Foto: Brehm)

Wie Nachhausekommen, nachdem man lange nicht mehr daheim war

Genau dieses Erlebnis teilen auch die Mitglieder der Schönstatt-Bewegung Deutschland, die am internationalen Trägerkreistreffen des ökumenischen Netzwerkes Miteinander für Europa vom 16. bis 18. November 2023 in Timisoara – oder Temeswar, wie es im deutschen Sprachgebrauch heißt – und an den Begegnungen im Haus der Schönstätter Marienschwestern in der „Strada Corbului 2“ teilnehmen konnten. So hält Tilman Müller, Münster, fest: „Neben dem Treffen von ‚Together for Europe‘ war auch der mehrmalige Besuch bei den Schwestern für mich sehr wichtig. Sie empfingen uns mit größter Gastfreundschaft und sorgten sich all die Tage mit großmütigem Herzen um uns, sodass es uns nie an etwas fehlte.“ Für Johanna Denkinger, MJF, war die Begegnung mit den Marienschwestern in Rumänien wie ein „Nachhausekommen, nachdem man lange nicht mehr daheim war“. Sie habe sich mit offenen Armen empfangen gefühlt. „Man hat gespürt, dass es ihnen eine Riesenfreude war, uns willkommen zu heißen und zu beschenken… ein bisschen wie Familienmitglieder.“ Auch Schwester M. Vernita Weiß, Oberkirch, war vom Besuch bei ihren rumänischen Mitschwestern begeistert: „Sie haben uns in dem Haus, das sie von ihrer Diözese angemietet haben, sehr gastfreundlich aufgenommen. Einige Räume im Untergeschoss des Hauses wurden extra für Besuche renoviert. Dort erwartete uns ein großzügiges Mittagessen nach rumänischem Rezept. Frisches Gemüse und Obst vom Markt wurde besorgt, damit wir Gäste uns wohlfühlen und gut gestärkt werden. Dass wir immer mehr wurden, weil manche von uns schon früher angereist waren, war kein Problem, es gab genug für alle.

Das Haus der Schwestern in der „Strada Corbului 2“ (Foto: Brehm)

Das Haus der Schwestern in der „Strada Corbului 2“ (Foto: Brehm)

Schwester M. Ilga Dreyer (r) ist stolz auf ihre Equipe in Rumänien (Foto: Brehm)

Schwester M. Ilga Dreyer (r) ist stolz auf ihre Equipe in Rumänien (Foto: Brehm)

Sozialeinsätze

Fast mehr noch als von der erlebten Gastfreundschaft sind die Besucher aus Deutschland vom „apostolischen Engagement und Geist,“ dem sie begegnen, beeindruckt. Die Schwestern erzählen, dass sie dank der Hilfe großzügiger Spender und ihrer Volontäre an verschiedenen Orten Sozialeinsätze organisieren können: Aus den Spenden werden Hilfspakete und Geschenke verpackt und z.B. in Kinderheimen verteilt. In den kalten Wintermonaten können Essenszutaten beschafft und zu einem Zentrum von Obdachlosen zur dortigen Verwendung transportiert werden. Kleiderspenden und sonstige Hilfsgüter aus Deutschland können mit Hilfe der Schönstattpriester in der Diözese armen Familien der jeweiligen Pfarreien im Land zukommen. Aufgrund guter Kontakte zu den Maltesern und zur Caritas finden Hilfsgüter auch auf diesem Wege ihren Weg zu den Bedürftigen. So sei es im vergangenen Jahr u.a. möglich gewesen, auch Menschen in Gefängnissen beschenken zu können. Fachliches Know-how kann hier die aus Temeswar stammende Schw. M. Andreea Deac einbringen, die nach 12 Jahre in Deutschland und Österreich, seit drei Jahren zur rumänischen Filiale gehört und beruflich als Projektreferentin bei der Diözese arbeitet. Dort ist sie verantwortlich für Kontakte mit verschiedenen ausländischen Hilfsorganisationen wie Renovabis, Kirche in Not oder der US-Amerikanischen Bischofskonferenz. Zudem ist sie tätig als Übersetzerin für das Bischöfliche Ordinariat und für die Übersetzung von „Schönstatt-Texten“ ins Rumänische.

Verantwortliche Mitarbeit in der Diözese Temeswar

Auch weitere Marienschwestern arbeiten an verantwortlichen Stellen bei der Diözese und tragen so zum Aufbau der Diözese Temeswar bei, zu der ca. 90.000 römisch-katholische Gläubige gehören. Neben der Oberin, Schw. Erika-Mária, die aus Sathmar stammt, 14 Jahre in Deutschland war, von Beruf Krankenschwester ist und als Jugend- und Studentenreferentin bei der Diözese angestellt arbeitet, ist die aus Temeswar stammende Schw. M. Böbe Tari als Familienreferentin der Diözese tätig. Als „erste“ rumänische Marienschwester hat sie zunächst 16 Jahre in Deutschland in ihrer Gemeinschaft gelebt. Jetzt arbeitet sie zusätzlich als Religionslehrerin am Katholischen Gymnasium „Gerhardinum“. Schw. M. Noémi Jónás aus Kronstadt ist Sekretärin in der Diözesanverwaltung. Vorher war sie 15 Jahre in „Schönstatt am Kahlenberg“ in Wien, Österreich, tätig.

Aufbau der Schönstatt-Bewegung

Hinzu kommt als weiteres Arbeitsfeld der Schwestern der Aufbau der Schönstatt-Bewegung in Rumänien. „Wir begleiten MJF-Gruppen aus mehreren Diözesen des Landes“, so Schw. Erika-Mária, die zuständig ist für die Schönstatt MJF Rumänien. Schw. M. Böbe, die für die Begleitung der Familienarbeit der Bewegung die Verantwortung übernommen hat, spricht von ersten Familiengruppen und berichtet stolz, dass von 2016 bis 2018 ein erster Kurs der Familien-Akademie stattgefunden habe. Sie sei froh, dass mit Schw. M. Emese Kászoni, die aus Klausenburg stammt und 17 Jahre in Deutschland Erfahrungen gesammelt habe, für die Familienveranstaltungen eine kompetente Kinderbetreuerin zur Verfügung stünde. Schwester M. Emese arbeitet ansonsten als Erzieherin und gibt Deutsch-Unterricht im Katholischen Kindergarten „Gerhardinum“. Dass sie sich sehr wünschten, dass bald auch Gruppen der männlichen Schönstatt-Jugend (SMJ) entstünden, bringt Schw. Marie-Gudrun Glückert für alle Schwestern zum Ausdruck. Sie ist sozusagen die „Seele des Hauses“, hilft mit im Haushalt und ist da, wenn alle anderen von ihren apostolischen Einsätzen zurückkehren. Die aus Schweinfurt in Deutschland stammende Marienschwester, war ehemals Provinzoberin der Bayerischen Provinz der Schönstätter-Marienschwester, zu der auch die Filiale in Rumänien gehörte, und ist eine gute Kennerin der einheimischen Schwestern und der Verhältnisse im Land. „Für das Entstehen der SMJ Rumäniens hoffen wir auf Unterstützung von Ungarn aus“, so die Seniorin der Filiale.

Von etwa 150 Pilgerheiligtums-Kreisen in sieben verschiedenen Landkreisen Rumäniens berichtet Schw. Beáta-Mária Horváth, die für dieses Apostolatsfeld die Verantwortung trägt. Die im etwa eine Stunde nördlich von Temeswar gelegenen Arad geborene Marienschwester hat 15 Jahre in Deutschland und Österreich gearbeitet, bevor sie vor etwas mehr als 4 Jahren nach Rumänien zurückkam und sich neben ihrem Apostolatsfeld vor allem mit Übersetzungen von Schönstatt-Texten hauptsächlich ins Ungarische befasst.

inige der rumänischen Schönstatt-Priester   (Foto: Brehm)

Einige der rumänischen Schönstatt-Priester   (Foto: Brehm)

Die Priester und die Schwestern arbeiten gut zusammen (Foto: Brehm)

Die Priester und die Schwestern arbeiten gut zusammen (Foto: Brehm)

Welch wichtige Rolle die zehn Priester spielen, die zur Gruppe der Schönstatt Priesterliga gehören, wird für die Besucher aus Deutschland bei einem eigenen Gesprächsnachmittag zum Abschluss des Treffens deutlich. Sie garantieren nicht nur die monatlichen Bündnisfeiern in der Hauskapelle der Schwestern und damit einen wichtigen Sammlungsort der werdenden Schönstatt-Bewegung, ihre Pfarreien sind auch gleichzeitig wichtige Orte, wo die Arbeit für die Schönstatt-Bewegung Anknüpfungspunkte bietet. Deutlich wurden natürlich auch die Herausforderungen, mit denen sich die Priester konfrontiert sehen. Die Katholiken sind in Rumänien eine Minderheit. Außerdem kommen sie aus vielen Nationalitäten. So muss jeder der Priester und müssen auch die Schwestern drei Sprachen, rumänisch, ungarisch und deutsch sprechen und bereit sein, sich auf die unterschiedlichen Mentalitäten der Kulturen einzulassen. Stolz sind die Priester und die Schwestern, dass es 2023 eine erste größere Wallfahrt an den Ursprungsort der Bewegung nach Schönstatt, Vallendar mit einer Zwischenstation in Wien gegeben hat.

Pater Ludwig Güthlein benennt in seiner Auswertung des Besuchs „das Anfangs- und Gründungsklima, das wir in der Filiale der Marienschwestern erlebt haben: offen, engagiert und ausgesprochen gastfreundlich“ als eine große Freude. Und Tilman Müller ergänzt: „Zu sehen, welche Arbeit von den Schwestern vor Ort geleistet wird, war sehr beeindruckend. Sie sind ein großartiges Team und lassen einen die Energie, die sie für diese Aufgabe haben, spüren. Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie Schönstatt dort in vielen Teilen Rumäniens entsteht und stetig wächst.“ Er habe gespürt, wie die Schwestern vor Ort manchen Schwierigkeiten zum Trotz stetig weitermachten und voller Gottvertrauen an der Hand der Gottesmutter das Liebesbündnis so auch in Rumänien lebendig werden ließen. Damit kämen sie auf besondere Weise ihrem Apostolatsauftrag nach. „Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Gründungsgeist bei den Schönstattschwestern in Temeswar erleben durfte, und schöpfe daraus auch wieder Energie für unsere Schönstatt-Arbeit hier in Deutschland.“

Gemeinsames Gebet zum Abschluss der Begegnung in der Hauskapelle (Foto: Brehm)

Gemeinsames Gebet zum Abschluss der Begegnung in der Hauskapelle (Foto: Brehm)

Eine Kapelle mit dem Schönstattaltar

Zur besonderen Erfahrung der Begegnung mit Schönstatt in Rumänien gehörte sicher auch die Begegnung mit einem provisorischen Schönstattzentrum. „Wir haben das Haus von der Diözese gemietet“, erzählt Schw. Erika-Mária. „Wir wohnen oben, wo sich auch die Kapelle mit dem Schönstattaltar befindet, der von einem rumänischen Bildhauer gestaltet wurde. Unten im Kellerbereich haben wir mit Hilfe und Unterstützung von verschiedenen Hilfswerken renoviert, um mit ganz unterschiedlichen Gruppen Treffen veranstalten zu können.“ Sie seien auf der Suche nach einem Gelände, wo möglicherweise später ein Heiligtum gebaut werden könne. „Wir sind sicher, dass die MTA uns eines Tages zeigt, wo sie ihr Haus haben möchte.“ Das unterstreicht auch Schwester M. Ilga Dreier, Provinzoberin der Südprovinz der Schönstätter Marienschwestern, die ebenfalls am MfE-Treffen in Temeschwar teilnahm und für derzeit etwa 220 Schwestern in Süddeutschland und den Ländern Österreich, Rumänien, Ungarn und einer Niederlassung in Asien verantwortlich ist. Sie betont: „Gerade dieses provisorische ‚Vor-Heiligtum‘ und die heilige Messe, die wir noch vor Beginn der offiziellen Tagung hier gemeinsam gefeiert haben, hat uns Schönstätter aus verschiedenen Nationen einander nahegebracht.“

Tatsächlich trug diese gemeinsame Eucharistiefeier bei, Gemeinschaft und Einheit von Menschen unterschiedlicher Nationen erleben zu dürfen und wurde so zum Symbol für ein internationales Miteinander, verbunden mit dem prickelnden Erlebnis einer Schönstattfamilie, die sich in einer Anfangs- und Aufbauphase befindet.


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