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21. Dezember 2021 | Deutschland | 

Online-Workshop „Neuer Mensch in neuer Gesellschaft – Glaube, Umwelt und ich“


WorkshopTag "Neuer Mensch in neuer Gesellschaft" (Foto: SFF & bewegenswert e.V.)

WorkshopTag "Neuer Mensch in neuer Gesellschaft" (Foto: SFF & bewegenswert e.V.)

Hbre. Mit in der Spitze etwas mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat am letzten Novemberwochenende 2021 der Online-Workshop „Neuer Mensch in neuer Gesellschaft – Glaube, Umwelt und ich“ stattgefunden. Veranstaltet von SchönstattForFuture (SFF) und dem bewegenswert e. V. ging es um Aspekte der Frage, wie die in der Spiritualität der Schönstatt-Bewegung wurzelnde Idee des „neuen Menschen“ und der „neuen Gemeinschaft“ sich im Leben des Einzelnen aber auch der Bewegung mit Blick auf Fragen des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit auswirken kann. Dazu gab es Input, Austausch und Zeit für die persönliche Reflexion.

Motivationen für die Beschäftigung mit Klimaschutz und Klimagerechtigkeit

Bei der Eröffnungsrunde waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgerufen, Gründe und Motivationen zu benennen, die sie veranlassen, sich mit Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu beschäftigen. „Beim Bergsteigen merke ich sehr deutlich, wie sehr sich das verändernde Klima auswirkt“, so Benedikt Herkommer von SFF. Schon jetzt sei klar, dass manche Berghütte in naher Zukunft durch das Abschmelzen der Gletscher ihre Frischwasserversorgung und damit eine ihrer Lebensgrundlagen verlieren würden. „Die Lebensgrundlage unten im Tal, aber auch auf der ganzen Welt zu erhalten, ist Motivation für mich, mich mit Klimaschutz auseinanderzusetzen.“ Sylvia Lorenz, von Hause aus Biologin ist fasziniert davon, „wie die verschiedenen Lebewesen voneinander abhängen und wie dieses Beziehungsgefüge sich gestaltet.“ Wenn das Klima sich verändere, habe das nicht nur Auswirkungen auf einzelne Arten. „Von daher ist mir ein echter Klimaschutz wichtig, so dass unser Planet mit allen Lebewesen darauf gesund leben kann - im Sinne des Planetary Health Konzeptes“, so Lorenz weiter. Inge Wilhelm geht es darum, die Frage des Klimas im umfassenden Sinn zu betrachten. „Damit wir wieder in Einklang mit der Natur leben können, brauchen wir einen gesellschaftlichen Klimawandel“, so die Mitverantwortliche im Kreis der Schönstätter Akademikerinnen. Carolina Kammann Inda vom bewegenswert e.V. sieht keinen anderen Weg als „konsequent diesen wunderbaren Planeten, unsere Lebensgrundlage, mit allen Mitteln zu schützen“, wenn man den „zentralen Kernpunkt des christlichen Glaubens“, jeden Menschen groß zu sehen, ernst nehmen möchte.“

"Eine alte Welt ist am verbrennen ..." (Foto: SFF & bewegenswert e.V.)

"Eine alte Welt ist am verbrennen ..." (Foto: SFF & bewegenswert e.V.)

Aspekten der Schönstatt-Spiritualität im Gespräch mit aktuellen Fragen

In Kurzstatements verbinden die Referenten Aspekte der Schönstatt-Spiritualität mit aktuellen Fragen.

Nichts ohne Dich – nichts ohne uns - angesichts der Klimakrise

So hebt Pater Frank Riedel unter dem Thema „Nichts ohne Dich – nichts ohne uns - angesichts der Klimakrise“ hervor, dass heute die Betonung des „Nichts ohne uns“ besonders wichtig sei. Es sei nämlich zu einfach gedacht, bei dem Gedanken stehen zu bleiben, „dass Gott es schon richten wird“. Es gehe um ein Zusammenwirken von Gott und den Menschen: „Nun sind wir gefragt, alles Menschenmögliche zu tun, um die Klimaerwärmung aufzuhalten“, so Riedel.

Idealpädagogik

Dass Gott eine Idee für jeden Menschen hat, „etwas was es nur für mich gibt“, das betonte Sylvia Lorenz unter dem Stichwort „Idealpädagogik“. Sie habe das zum „Kämpfen für deine Schöpfung“ geführt und auch zum Vegetarier sein. Wirksamer Klimaschutz habe seither für sie etwas mit Ernährung zu tun. Im Rahmen einer Ausbildung zur Kommunikationspsychologin sei ihr die Idealpädagogik im Zusammenhang mit der Frage nach der Trainer-Identität in der Chiffre „Faszination für das Leben wecken“ wieder begegnet. Heute sei ihr einerseits das aktive wichtig: „Ich muss meines tun“, andererseits sei eine passivere Haltung ebenso wichtig, „dem Leben Raum zu geben, dass es sich entfalten kann“. Vielleicht meine das Pater Kentenich, wenn er von „Grundstimmung und Grundvollzug beim Persönlichen Ideal“ spreche.

Evangelische Räte

Edwin Bertrand betont zwei Maximen, die für ihn wichtig seien: Die Orientierung an der Natur und die Orientierung an Gott. Heikel sei, dass beim Blick auf die Natur viele die Probleme gar nicht mehr wirklich wahrnehmen würden. Als Beispiel nennt er das „Rapsspritzen und das Bienenvolksterben“, einen Zusammenhang der weitgehend verloren gegangen sei, den er als Imker aber leidvoll zu ertragen habe. Für ihn seien es die „Evangelischen Räte“, aus denen er versuche, Ideale für sein konkretes Handeln im Leben abzuleiten. Gehorsam könne bedeuten, sich mehr an den Notwendigkeiten der Natur zu orientieren. Armut ließe sich umsetzen, wenn man z.B. mehr selbst im Garten produziere. Und im Zusammenhang mit Keuschheit oder Reinheit könne man sich fragen, „Was ziehe ich an? Was esse ich? Wie gehe ich mit mir um?“

Schönstättisch-diakonische Spiritualität

Die Diakone Bernhard Brantzen und Bernhard Lippold sehen ihre schönstättisch-diakonische Spiritualität als einen Beitrag zur Geschwisterlichkeit unter allen von Gott geschaffenen Geschöpfen. Schönstatt spreche vom Gott des Lebens, dessen Spuren überall erkennbar seien, selbst im tiefsten Chaos und in den Auseinandersetzungen des Lebens. Zu den Prinzipien „Personalität“, „Solidarität“ und „Subsidiarität“ aus der katholischen Soziallehre, die ihr Handeln mitbestimme, sei in den vergangenen Jahren immer mehr das Stichwort „Nachhaltigkeit“ hinzugekommen.

Christliche Umweltethik

Schönstattpater Felix Geyer, der sich mit christlicher Umweltethik befasst, kritisiert eine moralisierende Haltung und Bewertung des konkreten, individuellen, die Umwelt beeinflussenden Handelns, wie z.B. beim „Flugverhalten“. Zwischen ethischem Handeln und einer moralisierenden Haltung befinde sich nur ein sehr schmaler Grat. Im Sinne der Entwicklung einer ethischen Haltung brauche es erstens viel Mühe bezüglich der Frage: „Was bringt etwas und was nicht?“ Es brauche zweitens eine hohe Ambiguitätstoleranz, also die Fähigkeit auszuhalten, dass z. B. politisch weniger läuft als bewegt werden sollte und drittens vor allem einen langen Atem und Gelassenheit.

Selbsterziehung

Carolina Kammann Inda nimmt aus dem Stichwort „Selbsterziehung“ aus der Schönstatt-Spiritualität die Anregung „uno al dia“ – „einer pro Tag“ mit. Für sie sei es eine Motivation, zu wissen, dass es auf jeden einzelnen Beitrag ankomme. „Ein Beitrag darf mich auch etwas kosten“, diese Erfahrung aus der Selbsterziehung könne zu einer Reflexion darüber führen: „was ist mir wirklich wichtig und was ist eher Ballast in meinem Leben, den ich loswerden kann, der mir vielleicht auch hilft, durch das Loswerden klima- und umweltbewusster zu leben?“

Klima wandeln

Pater Ludwig Güthlein betonte unter dem Stichwort „Klima wandeln“, dass es der Schönstatt-Bewegung neben der Sensibilität für eine ökologische Agenda vor allem auch um eine Wertbewegung zur Schaffung eines aufbauenden Klimas gehe. Beide Zielsetzungen stünden in einer gewissen Spannung, die auch notwendig sei. Das Kernanliegen der Schönstatt-Spiritualität sei Beziehung, die sich im Verhältnis zu Gott, zum Menschen und auch zur Schöpfung konkretisieren müsse. Er motivierte im Blick auf die globale Dimension des persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens, wach zu sein für den Heiligen Geist, jedem Schritt Sinn zuzuschreiben und die „Ökologie des Menschen“ und seine ewige Vollendung im Blick zu behalten.

Ganzheitlicher Online-Workshop

Zu den Impulsbeiträgen gab es einen generationen- und gemeinschaftsübergreifenden Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Breakout-Sessions, der eine persönliche Stellungnahme zu den angesprochenen Themen ermöglichte. Zudem waren alle Teilnehmenden in einer weiteren Arbeitssession zu einer persönlichen Reflexionszeit eingeladen für deren inhaltliche Gestaltung die „Werkzeug Sammlung: Wo hilft mir meine Spiritualität im Umgang und Einsatz für den Klimaschutz?“ zur Verfügung gestellt wurde. Ganzheitlich abgerundet wurde dieser interessante Online-Workshop mit gemeinsamen Gebetszeiten, die trotz der nur digitalen Verbindung doch das Erlebnis einer tieferen Verbundenheit ermöglichte.


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