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7. September 2021 | Deutschland | 

„Treffpunkt.Standpunkt.Schönstatt!“ - Spurensuche der besonderen Art am Gründungsort


Neues Format wird gleich spielerisch vorgestellt (Foto: Jutta Fella)

Neues Format wird gleich spielerisch vorgestellt (Foto: Jutta Fella)

Wolfgang Fella. Altes Format – neuer Titel. Doch die Inhalte und die Spurensuche gehen weiter. Was vor einigen Jahren noch von der Schönstatt-Familienbewegung unter „Spirituelles Wochenende“ angeboten wurde und dann zum sogenannten „Tatort-Wochenende“ wurde, heißt seit diesem Jahr nun „Treffpunkt.Standpunkt.Schönstatt!“ Und was es damit auf sich hat, das durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens gleich am ersten Abend am „eigenen Leib“ erfahren…

Rhöner mit Frankenschild (Foto: Wolfgang Fella)

Rhöner mit Frankenschild (Foto: Wolfgang Fella)

Pfarrer Faulhaber berichtet über seinen besonderen Abschied vom Schönstattgründer (Foto Klaus Kröper)

Pfarrer Faulhaber berichtet über seinen besonderen Abschied vom Schönstattgründer (Foto Klaus Kröper)

Bahnhofsfeeling und Eckenspiel

Auch wenn sie nicht klimafreundlich mit der Bahn nach Schönstatt angereist waren – die Ehepaare aus vier Bistümern – zum Einstieg konnten Sie dies zumindest spielerisch nachholen. Nacheinander fuhren die Sonderzüge aus Speyer, Fulda, Würzburg und Freiburg im Bahnhof Vallendar ein. Und mit Bahnhofsgeräuschen und einer Durchsage wurden alle zielsicher zu einem Treffpunkt gelotst und erhielten gleich einmal ein kleines Begrüßungsgeschenk, sodass echte Ankommens-Freude am gemeinsamen Treffpunkt aufkommen konnte.

Nun ging es über zur Standpunktsuche, die etwas mit einer Flasche „Hohem C“ zu tun hatte. Gefragt waren nämlich Stimmungslagen zu Corona, der Causa Kentenich und der Church – der guten alten Mutter Kirche. Reihum wurden dazu in schneller Runde Stimmen eingefangen, ehe die Standpunkte dann auch optisch sichtbar gemacht wurden. So sollten alle je nach persönlicher Erfahrung die erlebte Corona-Zeit in einer der vier Ecken zum Ausdruck bringen. Und siehe da: zumindest die anwesenden Schönstätter entschieden sich für „sehr gut“ bis „gut“. Die Ecke mit „schlecht“ blieb gänzlich leer. Und auch in der Causa-Frage häuften sich die Anwesenden unter „beobachte ich mit Gelassenheit“, während die Ecken für Verunsicherte und Verärgerte deutlich schwächer besetzt waren. Nach Treffpunkt und Standpunkt wurde Schönstatt dann im Abendgebet erfahrbar. Von Maria in den Blick genommen, konnten Sorgen und Ängste im Krug abgegeben werden.

Spurensuche im Schatten der Causa

Nach dem Gottesdienst am Morgen geht die eigentliche Spurensuche dann richtig los. Pfarrer Kurt Faulhaber aus Fulda ist der wertvolle Pfadfinder an den folgenden beiden Tagen bzw. derjenige der Pfade von früher ins heute übersetzt. Aufgenommen wird die Spur in der Marienau. Dort hat Pfarrer Faulhaber „Herrn Pater“ zunächst bei einer lustigen Begebenheit erlebt, als der die jungen Studenten kurios mit Orangen versorgte. In seinen weiteren Ausführungen weist er darauf hin, dass seine Rückblicke und Erzählungen durch die aktuellen Eindrücke der Causa Kentenich noch einmal einen ganz neuen, anderen Bezug gefunden hätten. Immer wieder stellt er – unter dem Eindruck des vorgeworfenen Machtmissbrauchs des Schönstattgründers – bei seinen Ausführungen die Frage, ob denn die konkreten Erfahrungen in den Begegnungen mit Pater Kentenich auf einen Menschen hinweisen würden, der seine Macht missbraucht und negativ ausgenutzt hätte. „Prüfen Sie das“ so zitiert er Kentenich selbst an vielen Stellen. Anlass zum Schmunzeln sind die Schilderungen Faulhabers über die eigenen, zunächst holprigen Begegnungen mit dem Gründer und dessen unglaubliche Geduld mit einem zunächst nicht sehr gesprächigen und eher überforderten jungen Menschen, und auch die Erfahrung, wie aufbauend die Begegnungen waren und das trotz spürbarer körperlicher Erschöpfung seines Gegenübers.

Gruppenbild auf Berg Moriah (Foto Klaus Kröper)

Gruppenbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Berg Moriah (Foto Klaus Kröper)

Passend zum ganzen Wochenende: Gebet beim abschließenden Gottesdienst am Dachau-Altar:

Wer aufbrechen will
zu neuen Ufern
muss das alte
zurücklassen
muss an Bord gehen
die Segel setzen
und sich dem Meer
anvertrauen

Die Zeichen der Zeit
stehen auf Sturm
es kann also ungemütlich werden

Doch was ist die Alternative
wenn Gott
ruft

(Wilfried Röhrig)

Letzte Begegnungen und Abschied

Der nächste Treffpunkt ist dann das Schulungsheim auf Berg Schönstatt. Dort kommen auch scheinbar negative Erlebnisse zur Sprache, die Menschen in der Begegnung mit Pater Kentenich machen mussten. Sie bleiben im Kreis der Zuhörer nicht ohne Reaktion, doch Pfarrer Faulhaber versteht es, diese in entsprechenden Zusammenhängen zu erläutern und er bietet nachvollziehbare Erklärungen an. Im Schulungsheim blickt der lebendig Vortragende aber auch auf seine Zeit zurück, in der er Pater Kentenich selbst als junger querdenkender Student aus München eher skeptisch gegenüberstand. Genervt von der damals bekannten „der Pater hat gesagt - Leier“ lernt er diesen aber beim persönlichen Treffen mit seinem Kurs ganz anders kennen. Im Mariengarten-Heiligtum berichtet er über die eigene Kursweihe, die vier Wochen vor dem Tod Kentenichs dort stattgefunden hatte und, bei der er ihn ein letztes Mal erlebt hatte als jemand, der sich voll „auf uns eingestellt hat“. In der Gründerkapelle kommen dann schließlich die sehr persönlichen Abschiedsmomente zur Sprache und es bleibt Zeit die vielen Eindrücke des Tages in Stille setzen zu lassen.

Nach Tiefgang – Entspannung beim Deutschland-Abend

Nach so viel Tiefgang und eindrucksvollen Momenten tut es gut am Abend im Haus der Familien etwas abzuschalten und im Rahmen eines Premium Deutschland-Abends die Besonderheiten der teilnehmenden Regionen kulinarisch oder akustisch zu erfahren. Tauberschwarz wird getrunken, Bonifatiustropfen gehoben, fränkische Muskazinen genascht und Gedichte, Lieder und Witze aus der Pfalz und der Rhön vorgetragen. Bei allem spürbaren „Regional-Stolz“ überwiegt dabei doch der schönstättische Gemeinschaftsgeist.

Wertvoller Abschluss spannender Spurensuche

Am Sonntagmorgen ist Berg Moriah das Ziel, wo auch noch einmal visionäre Gedanken des Schönstattgründers zu Wort kommen und das große Pensum, das dieser in den letzten Wochen seines Lebens noch geleistet hat. Die Erzählungen über die Zeit im Konzentrationslager Dachau werden lebendig beim sonntäglichen Gottesdienst am „Dachau-Altar“ auf Berg Moriah.

Zum Abschluss wird im Haus der Familien dann noch einmal kräftig reflektiert. Dabei wird deutlich, wie wertvoll die gemeinsamen Tage, die gemeinsame Spurensuche, die spannende Begegnung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Pfarrer Faulhaber waren. Einen besseren Pfadfinder durch die Zeit hätte man nicht finden können …

 


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