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9. Mai 2017 | Deutschland | 

Einschnitt bei der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung


Das bisherige Leitungsteam der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung (Foto: Brehm)

Das bisherige Leitungsteam der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung (Foto: Brehm)

Cbre/Hbre. Es ist ein richtiger Einschnitt, der bei der vorerst letzten zentralen Jahrestagung der Führungskräfte der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung am 7. Mai 2017 vollzogen wird. Nachdem vor 83 Jahren Maria Margarete Jansen von Pater Josef Kentenich als erste Standesleiterin für die „Krankenfamilie“ eingesetzt wurde und sie dieses Amt bis zwei Jahre vor ihrem Tod im Jahr 1973 inne hatte, beendet nun Elisabeth Hörmann, Vallendar, Institut der Frauen von Schönstatt, nach achtjährigem Dienst diese Aufgabe, ohne dass es eine Nachfolgerin geben wird. Und obwohl Schönstatt-Pater Siegfried Koch der Gemeinschaft nach wie vor im Rahmen seiner Möglichkeiten ein treuer Wegbegleiter ist, ist auch die Stelle des priesterlichen Standesleiters, die er nach vielen Jahren aus Altersgründen aufgeben musste, seit längerem vakant und ohne Nachfolger. So wurde die Auflösung der Zentrale der Gemeinschaft nun unumgänglich. Die Gemeinschaft als solche wird in ihren diözesanen Strukturen weiterbestehen, sich vor Ort aber viel stärker als bisher mit anderen Schönstatt-Gemeinschaften vernetzen und verbinden.

Kleine Feierstunde in Haus Regina, Vallendar-Schönstatt (Foto: Brehm)

Kleine Feierstunde in Haus Regina, Vallendar-Schönstatt (Foto: Brehm)

Maria Margarete Jansen, Frau von Schönstatt, wurde 1934 von Pater Josef Kentenich als Standesleiterin der Gemeinschaft der Kranken eingesetzt (Foto: Archiv)

Maria Margarete Jansen, Frau von Schönstatt, wurde 1934 von Pater Josef Kentenich als Standesleiterin der Gemeinschaft der Kranken eingesetzt (Foto: Archiv)

Elisabeth Hörmann, Säkularinstitut der Frauen von Schönstatt, war in den vergangenen acht Jahren Standesleiterin der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung  (Foto: Brehm)

Elisabeth Hörmann, Säkularinstitut der Frauen von Schönstatt, war in den vergangenen acht Jahren Standesleiterin der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung  (Foto: Brehm)

Zeugnis: Erika Johann, Gemeinschaft Maria vom Weg, Trier (Foto: Brehm)

Zeugnis: Erika Johann, Gemeinschaft Maria vom Weg, Trier (Foto: Brehm)

Zeugnis: Elwira Jakel, Schönstatt Frauenbund, Achern/Schönstatt (Foto: Brehm)

Zeugnis: Elwira Jakel, Schönstatt Frauenbund, Achern/Schönstatt (Foto: Brehm)

Erfüllende pastorale und seelsorgliche Tätigkeit

Für Sie seien die acht Jahre Standesleitung in der Schönstattgemeinschaft Kranke, Alte und Behinderte die erfüllendste Zeit in ihrer pastoralen und seelsorglichen Tätigkeit gewesen, sagte Elisabeth Hörmann zum Auftakt einer kleinen Feierstunde, zu der die Gemeinschaft ins Haus Regina in Vallendar-Schönstatt eingeladen hatte. Sie habe viel Leid erlebt, das Menschen aushalten müssen, aber noch mehr Frauen kennen gelernt, die durch ihre Krankheit gereift seien zu wahrhaft freien Persönlichkeiten. „Frauen, die sich formen, erziehen und gebrauchen ließen, gerade trotz oder mit ihrer Krankheit.“ Dass die Zahl der Kranken, die sich in der Gemeinschaft einbringen, immer weniger wurden und sich auch immer weniger Begleiterinnen zur Verfügung stellen konnten, sei mit ein Grund, die Arbeit der Zentrale nun einzustellen. „Das erfüllt mich mit großer Trauer!“, so Hörmann. Aber sie sei dankbar, dass die Arbeit der Begleiterinnen in den Diözesen weitergehe, solange deren Kräfte reichen.

Danken wolle sie besonders neben vielen anderen Weggefährten Pater Siegfried Koch, der als Standesleiter in fast 40 Jahren in vielen Predigten, Vorträgen, Exerzitien und Gesprächen sich als priesterlich-väterlicher Begleiter zur Verfügung gestellt und eingebracht habe und im Leitungsteam „mit Ruhe und Bewegung, Weite und Tiefe“ gewirkt habe.

Beglückendes Zu- und Füreinander

In zwei Zeugnissen von Begleiterinnen wurden verschiedene Aspekte der Arbeit der Gemeinschaft dargestellt und bebildert. Erika Johann, Gemeinschaft Maria vom Weg, Trier, die seit den 90-er Jahren in der Gemeinschaft als Begleiterin mitarbeitete, berichtete in ihrem Beitrag aus der Zeit, als zur Tagung der Begleiterinnen noch weit über 100 Teilnehmerinnen kamen. Die Gemeinschaft unter den Helferinnen sei von großer Wertschätzung und innerer Freude über die Berufung für die Kranken getragen, das Mit- und Füreinander immer sehr beeindruckend gewesen. „Die Mitarbeiterinnen waren erfüllt von ihrem Auftrag für die Kranken und die Freude war groß, wie viele Helferinnen aus verschiedenen Schönstatt-Gemeinschaften, aus dem Familienwerk, von den Müttern, vom Schönstatt-Frauenbund und den Frauen von Schönstatt, zusammenarbeiteten.“ Sie habe sich öfters gefragt, so Johann, „ob man in Schönstatt weiß, wie sehr man in der Krankenfamilie gemeinschaftsübergreifend und miteinander einer Sendung dient.“

Als sie davon erzählt, dass die Gemeinschaft 1985 zum 100 jährigen Geburtstag des Gründers Pater Kentenich das Ideal „Helferin unter dem Kreuz“ gefunden und formuliert habe, wird die spirituelle Tiefendimension des Engagements der Mitglieder der Gemeinschaft beeindruckend deutlich. Von Anfang an hätten sich die Kranken und die Begleiterinnen beim „Beten und Opfern für“ ausdrücklich für die Jugend, die Familien und die Priester verantwortlich gehalten und besonders für diese Zielgruppen „Beiträge ins Gnadenkapital“ geschenkt.

Reich beschenkt

Frau Elwira Jakel, Schönstatt Frauenbund, Achern/Schönstatt, die dreizehn Jahre die sogenannte „Krankenliga“ in der Erzdiözese Freiburg begleitet hatte, erzählte in ihrem Zeugnis von den vielen persönlichen Begegnungen in unzähligen Telefonaten, Treffen und Besuchen vom Main bis zum Bodensee. Sowohl bei den Kranken direkt als auch bei den hochmotivierten Begleiterinnen habe sie immer große Dankbarkeit für jede Art der Zuwendung, für Anregungen und geistliche Impulse erfahren. Die Einfachheit, Schlichtheit und Treue der Kranken habe ihr immer imponiert. Auch Frau Jakel gab sich beeindruckt von der Zusammenarbeit von Mitgliedern aus Schönstatt-Instituten, -Bünden und der Ligagemeinschaft für die Kranken. „Das kann ein Modell sein für die Zusammenarbeit in Schönstatt allgemein. Schade, dass dieser Kreis der Führungskräfte nun zu Ende geht!“, so Jakel.

Pater Siegfried Koch rückte bei seiner Predigt eine Pusteblume und eine leere Bierdose in den Fokus der Zuhörer (Foto: Brehm)

Pater Siegfried Koch rückte bei seiner Predigt eine Pusteblume und eine leere Bierdose in den Fokus der Zuhörer (Foto: Brehm)

Das Kreuz der Einheit und ein kleiner irdener Kelch sind für die Gemeinschaft wichtige Symbole (Foto: Brehm)

Das Kreuz der Einheit und ein kleiner irdener Kelch sind für die Gemeinschaft wichtige Symbole (Foto: Brehm)

Hoffnung und Vertrauen

Der Dank für alles, was die Zentralemitarbeiter und diözesanen Verantwortlichen der heute über 90-jährigen Gemeinschaft im Laufe der Geschichte einbringen konnten, wurde in der abschließenden Eucharistiefeier in der Hauskapelle von Haus Regina auf den Altar gelegt. Vor dem Altar stand das Kreuz der Einheit und ein kleiner irdener Kelch, gefüllt mit „Beiträgen zum Gnadenkapital“, den Opfern der Kranken und ihrer Helferinnen, die für andere Menschen und für die Weltsituation fruchtbar werden sollen. Daneben wurde als starkes hoffnungsvolles Symbol, eine Schale voll Erde, in die alle Anwesenden zuvor Weizenkörner versenkt hatten, aufgestellt mit den Worten: „Wir hoffen und vertrauen: Das Weizenkorn muss sterben. Geheimnis des Glaubens – im Tod ist das Leben.“

Leere Bierdose und Löwenzahn

Seine Predigt bebilderte Pater Koch mit einer leeren Bierdose und einer Pusteblume und fragte nach dem Unterschied der beiden Symbole. Der Löwenzahn, ein Wildkraut und heute sogar eine Heilpflanze, lasse seinen Samen an kleinen Fallschirmchen durch die Luft fliegen. Wohin immer sie fliegen, entsteht eine neue Pflanze. Die Bierdose dagegen werde achtlos weggeworfen, so Pater Koch.

Der Löwenzahn, der Wert habe und seinen Wert behalte, könne ein Bild sein für den Gestaltwandel, der sich bei der Gemeinschaft der Kranken, Alten und Behinderten derzeit vollziehe und der auch in anderen Schönstattgemeinschaften anstehe. Vor über 90 Jahren habe Pater Kentenich Maria Margarete Jansen, einer jungen, kranken, dauerhaft arbeitsunfähig geschriebenen und mittelos dastehenden Lehrerin aus dem Hunsrück, den Auftrag gegeben: „Sammeln Sie die Kranken!“ Das sei das geistliche Samenkorn gewesen, das Pater Kentenich in das Herz der jungen Frau gesenkt habe. Der Same sei aufgegangen und habe 100, ja 1000-fache Frucht gebracht. Wenn inzwischen die Gemeinschaft kleiner geworden sei und sogar die Zentrale aufgelöst werden müsse, so könne das Psalmwort „Der Herr segne deinen Eingang und deinen Ausgang!“ (Ps 120,121), das ihm sein Heimatpfarrer auf den Weg zur neuen Kaplanstelle mitgegeben habe, auch eine Orientierung sein. Etwas von der Krankenliga gehe nun zu Ende. Aber der Löwenzahn sagt uns, das Krankenapostolat geht weiter. Und wer wisse schon, wohin der Geist noch weht.“

Grußwort: Schwester Andra-Maria Lingscheid, Hauptstandesleiterin der Frauengemeinschaften in der Schönstatt-Bewegung Deutschland  (Foto: Brehm)

Grußwort: Schwester Andra-Maria Lingscheid, Hauptstandesleiterin der Frauengemeinschaften in der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Brigitte Wacker trug das Grußwort von Irmgard Claßen, Generaloberin des Säkularinstitutes Frauen von Schönstatt vor (Foto: Brehm)

Brigitte Wacker trug das Grußwort von Irmgard Claßen, Generaloberin des Säkularinstitutes Frauen von Schönstatt vor (Foto: Brehm)

Gruß- und Dankesworte

Als Hauptstandesleiterin der Frauengemeinschaften in der Schönstatt-Bewegung Deutschland brachte Schwester Andra-Maria Lingscheid, Provinzoberin der Schönstätter Marienschwestern, in einem kurzen Grußwort ihren Dank für die geduldige Treue der Kranken und den selbstlosen anhaltenden Dienst der Begleiterinnen zum Ausdruck. Es sei für sie ein großes Geschenk an diesem Morgen gewesen, durch die Zeugnisse aufnehmen zu können, welche „Schätze“ und „Perlen“ es in der Schönstatt-Bewegung gäbe, „um die wir vielfach gar nicht wissen, aber von denen wir leben.“

Da Irmgard Claßen, Generaloberin des Institutes der Frauen von Schönstatt, aus dem über Jahrzehnte die Standesleiterin der Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung gekommen ist, wegen Termine im Ausland verhindert war, verlas Brigitte Wacker, Vallendar, das Grußwort von Frau Claßen. Sie betonte vor allem „die Dankbarkeit für alles, was in den vergangenen Jahrzehnten von den Verantwortlichen geleistet worden ist und in den Herzen Vieler Frucht getragen hat.“ Auch wenn die Zentrale nun aufhöre, so gehe das Apostolat, das Beten, Schenken und Opfern, das vielfach in der Stille und Verborgenheit geschehe und für viele Menschen wichtig und hilfreich sei, weiter. „Wir alle in Schönstatt, die Kirche und die Welt, wir brauchen Sie!“

Fruchtbarkeit eine Folge der Hingabe und des Wachsens der Liebe

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland hält in einem Schreiben an die Schönstattfrauengemeinschaft in Krankheit, Alter und Behinderung fest: „Im Namen der ganzen Bewegung schließe ich mich der Dankbarkeit an, die viele zum Ausdruck gebracht haben. Von den Kranken in unserer Bewegung können wir alle die richtigen Maßstäbe lernen. Die Fruchtbarkeit im Reich Gottes liegt ja nicht an der Menge des Tuns und der Konzentration auf das menschliche Bemühen. Die Fruchtbarkeit auch unserer Bewegung liegt an der Hingabe und am Wachsen der Liebe. Für unseren Gründer war es klar, dass eine auf Aktivität ausgerichtete apostolische Bewegung eine still betende und opfernde Seele braucht. Durch das ‚Sammeln der Kranken‘, das unser Gründer angeregt hat, ist diese Dimension sichtbar geworden. Etwas zu Tragen gibt es in jedem Leben. Und manchmal ist es schwer sein Kreuz anzunehmen. Hoffentlich gibt es auch in Zukunft viele, die dazu aus Glaube und Liebe bereit sind und dafür in der Gemeinschaft unserer Bewegung Ermutigung und Freundschaft erfahren. Diese ‚Sammlung der Beiträge‘ muss weitergehen.“

Zum Abschluss ein Gruppenfoto in der Kapelle von Haus Regina, Vallendar (Foto: Brehm)

Zum Abschluss ein Gruppenfoto in der Kapelle von Haus Regina, Vallendar (Foto: Brehm)


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