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12. Oktober 2016 | Deutschland | 

„... dann blühen Rosen im Stacheldraht“ - Dachaufahrt der Münsteraner Schönstattbewegung Frauen und Mütter


KZ-Gedenkstätte Dachau - Block 26: Rosen im Stacheldraht (Foto: Miriam München)

KZ-Gedenkstätte Dachau - Block 26: Rosen im Stacheldraht (Foto: Miriam München)

Miriam München / Sr. Marie-Jeannette Wagner. Einige Frauen brechen schon zu nachtschlafender Zeit aus ihrem Zuhause auf, um den Bus, der um 5 Uhr von Münster, Mariengrund, in Richtung Süden aufbricht, besteigen zu können. An einem Montag auf der Autobahn von Münster nach München gut durchzukommen, ist für die 26 Teilnehmerinnen von 38 bis 77 Jahren, Sr. Marie-Jeannette Wagner und Busfahrer Timo schon das erste „Wunder“ dieser Fahrt. Vom Schönstattzentrum München herzlich empfangen und wunderbar umsorgt, können von hier aus die Tagesfahrten nach Dachau und Planegg gut starten.

Die Gruppe der Schönstattbewegung Frauen und Mütter in der Todesangst Christi Kapelle der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Miriam München)

Die Gruppe der Schönstattbewegung Frauen und Mütter in der Todesangst Christi Kapelle der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Miriam München)

Auf den Spuren von Pater Kentenich und Karl Leisner

Zu neunzig Prozent Regen, so ist das Wetter für den nächsten Tag gemeldet. Kurz vor Dachau bricht die Sonne durch. Das nächste „Wunder“ bahnt sich an: Es fällt den ganzen Tag kein einziger Tropfen. „Bei diesen schrecklichen Bildern, die wir gesehen haben, hätte ich einen düsteren Regentag auch nicht noch gut verkraften können“, meint eine Frau, die zum ersten Mal dabei war. Ja, es gibt viel zu verkraften, zu verarbeiten und zu erleben bei diesem beeindruckenden Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Schw.M.Elinor Grimm - KZ-Gedenkstätten-Führerin - führt die Gruppe zu Orten, an denen sich der Schönstatt-Gründer P. Josef Kentenich als Häftling 29392 aufhalten musste (Foto: Miriam München)

Schw.M.Elinor Grimm - KZ-Gedenkstätten-Führerin - führt die Gruppe zu Orten, an denen sich der Schönstatt-Gründer P. Josef Kentenich als Häftling 29392 aufhalten musste (Foto: Miriam München)

In der KZ-Gedenkstätte erinnert eine Plakette an Pater Josef Kentenich (Foto: Miriam München)

In der KZ-Gedenkstätte erinnert eine Plakette an Pater Josef Kentenich (Foto: Miriam München)

Und dies ist unter anderem der individuellen Führung von Schwester M. Elinor Grimm zu verdanken. Mit viel Einfühlungsvermögen führt sie durch die belastende Thematik und erzählt viel Mut-Machendes aus dem Leben Pater Kentenichs. Höhepunkte sind der Impuls am Block 26 – dem Priesterblock, in dem Pater Kentenich die längste Zeit seines KZ-Aufenthalts verbrachte und dem Ort der Priesterweihe des Seligen Karl Leisner – sowie die Statio in der Todesangst Christi Kapelle und der Gottesdienst in der Kirche des Karmel „Heilig Blut“ mit Pfarrer Johann Eschbaumer.

Eindrücke

„Anders als damals in der Schule, als man dieses Thema intensiv bearbeitete und viele schreckliche KZ-Bilder im Gedächtnis blieben, nehme ich heute nicht zuerst den Schrecken mit, den dieser Ort mit sich bringt. Auf den Spuren Pater Kentenichs konnte ich spüren, wie mir eine Lichtgestalt begegnete, die so viel Hoffnung und Wärme an diesem dunklen, kalten Ort ausstrahlte. Und wie unglaublich beeindruckend war die Solidarität und Hingabe der Häftlinge rund um die Priesterweihe von Karl Leisner!“

„Mir wurde Tiefe und Horizonterweiterung im Punkt menschliches, solidarisches Verhalten zum Mitmenschen geschenkt. Wenn Menschen wollen, kann Großes, Liebevolles, Wunderbares entstehen. Mit Gott, der Gottesmutter und unserem Gründer ist so viel  möglich.“

„Die Dachaufahrt bestätigt mir noch einmal, dass mein Schönstattweg total richtig war.“

„Pater Kentenichs Wort ist auch Auftrag für mich persönlich: „Sorge, dass die Welt um dich herum ein Stück Himmel wird.“

Besuch in Planegg und Begegnung mit Karl Leisner in seinem Sterbezimmer (Foto: Miriam München)

Besuch in Planegg und Begegnung mit Karl Leisner in seinem Sterbezimmer (Foto: Miriam München)

Rosen blühen im Stacheldraht

Rosen blühen im Stacheldraht – wo Menschen im Glauben an einen Gott leben, der auch dann Liebe bleibt, wenn der Mensch seine Welt in eine Hölle verwandelt.
Rosen erblühen im Stacheldraht – wenn ein Mensch seinen Glauben weiterschenkt, indem er andere groß sieht, ihnen interessiert zuhört, um sie zu verstehen, und so Hoffnung und inneren Halt gibt.
Rosen erblühen im Stacheldraht – wenn ein Mensch sein Brot teilt und hilft, wo er kann.
Rosen erblühen im Stacheldraht – wo der Hunger nach Heimat, Anerkennung und Gemeinschaft gestillt wird.
Rosen erblühen im  Stacheldraht – wo Nummern wieder zu Namen werden, Menschen ihre Würde neu entdecken, der Glaube in ihnen wächst: „Gott liebt mich persönlich.“

(Letzter Tagebucheintrag von Karl Leisner)

Sterbezimmer von Karl Leisner (Foto: Miriam München)

Sterbezimmer von Karl Leisner (Foto: Miriam München)

„Segne auch, Höchster, meine Feinde“

Auf den Spuren von Karl Leisner ist der Besuch im Waldsanatorium Planegg beeindruckend, in das der am 17. Dezember 1944 heimlich im KZ Dachau zum Priester Geweihte nach der Befreiung des KZs todkrank gebracht wurde. Leisner starb dort am 12. August 1945. Der nebenstehende letzte Tagebucheintrag von Karl Leisner klingt anders, wenn man in seinem Sterbezimmer im Waldsanatorium Planegg steht und ihn auf sich wirken lässt. Sr. M. Epiphania Böhm, Hausoberin der dortigen Vinzentinerinnen erzählt unter anderem, dass sie jeden Morgen Karl Leisner um seine Fürbitte anrufen. „Die Begegnung mit Karl Leisner ist mir unter die Haut gegangen“, sagt eine der Teilnehmerinnen, „und ich freue mich, in Karl Leisner jemanden im Himmel gefunden zu haben, dem ich unsere Jugendlichen jetzt in besondere Weise ans Herz legen und den ich bitten kann, sie mit seinem Segen zu begleiten.“ Ähnlich wie diese Frau haben viele weitere Karl Leisner erstmals für sich entdeckt.

Ein echtes Wundergebet

„Ich bau auf deine Macht und deine Güte …“ Mit diesem Gebet von Pater Kentenich, das die Teilnehmerinnen in den Wochen der Vorbereitung auf die Fahrt und auch in diesen Tagen begleitet hat, kommt die Gruppe auf der Rückreise von München nach Münster gut am Zwischenstopp, dem Schönstattzentrum „Liebfrauenhöhe“ bei Rottenburg an. Freie Straßen und der glückliche Verlauf einer ungeahnt gründlichen polizeilichen Buskontrolle lässt die Frauen diesen Ort dankbar genießen. Schwester M. Anika Lämmle erklärt die in ihrem Baustil einzigartige Krönungskirche und erzählt von den Besuchen Pater Kentenichs an diesem Ort. „Für unseren Vater und Gründer stand der Mensch immer an erster Stelle. Jeder Mensch: ein lebendiger Edelstein. Wie schön.“, schreibt eine Frau anschließend.

Freitag – nach einigen Stunden auf der Autobahn – bemerkt der Busfahrer Timo: „Das kann doch nicht sein! Staus lösen sich auf, der Feierabendverkehr fliegt dahin ... Bei meinen nächsten Fahrten muss immer jemand von euch dabei sein!“ „Ja, wir können es auch kaum fassen. Wir haben Wunder erlebt: Wetter-Wunder. Fahrten-Wunder. Gnaden-Wunder.“ so fasst eine Teilnehmerin die Fahrt für sich zusammen.


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