Nachrichten

13. Dezember 2015 | Was bewegt | 

Serie Teil VIII: Den kühnen Weg des Glaubens nachgehen


Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Alicja Kostka. Eine Woche nach dem Abschluss des Konzils, in einer für die Schönstatt-Bewegung sehr spannenden Situation (die Heimkehr Pater Kentenichs nach Schönstatt war immer noch nicht in Sicht), schrieb der Gründer Schönstatts am 13. Dezember 1965 einen Weihnachtsbrief an die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern, den er bald auch an alle anderen Gemeinschaften der Bewegung adressierte. Darin bekannte er eine umfassende Erfahrung der Barmherzigkeit, die ihm und der Familie gerade in den letzten Jahren des Exils im reichen Maße geschenkt worden ist. Dieses Bekenntnis spricht von etwas NEUEM, das in den letzten Jahren seines Aufenthaltes in Milwaukee mehr und mehr geschehen und gewachsen ist.

Es geht dabei nicht um theoretische Lehre, sondern eine Erfahrung, die gleichzeitig als Vermächtnis an die Zukunft benannt ist: Wir fassen es heute noch nicht ganz, wie neu die Kindes-, die Vater- und Gemeinschaftsgestalt in uns Wirklichkeit geworden ist, die aber auch gleichzeitig als Dauergeschenk für alle Generationen unserer Familie zu erwarten ist...”

In dem gerade begonnenen Jahr der Barmherzigkeit können wir dem „Neuen“ auf die Spur kommen und es als Geschenk für Kirche und Welt weiterleiten, indem wir es zu leben versuchen, von Vater beschenkt. Dieses „Neue“ lebt in Zeugnissen der Zeitzeugen und lehrt, barmherzig zu sein, wie er. Das wäre der Inhalt der „Einschaltung 2015“ als Bekräftigung und Beherzigung der Haltung des Papstes und seines Wunsches, der Kirche den Reichtum der Barmherzigkeit zu erschließen (Siehe Beitrag von 8. Dezember 2015).

Aus dem Konzilstagebuch von Bischof H. Tenhumberg

Mittwoch, 15. Dezember 1965

Am vergangenen Donnerstag, dem 9. Dezember, hatte ich morgens, etwa von 9.10 Uhr, noch ein gutes und ausführliches Gespräch mit P. Huot und P. Ehrhard (beide waren damals Offiziale an der Religiosenkongregation – A.K.) über einige noch offene Fragen (…), vor allem um die Frage, wann Herr Pater wohl nach Deutschland zurückkehren dürfe. Beide halten es zunächst nicht für opportun, jetzt Kardinal Antoniutti mit dieser Frage zu kommen. Sie glauben, daß die ganze Stimmung im Augenblick dafür sehr schlecht sei. P. Huot berichtet übrigens, daß er diese Frage vor wenigen Tagen bei Kardinal Antoniutti noch angeschnitten hätte. Dieser hätte aber sehr bestimmt abgewinkt. (…) Schließlich scheint es mir gelungen zu sein, auch P. Huot sowohl von der Seite des Intellekts als auch von seinem Gemüt her zu packen, vor allen Dingen, als ich ihm am Schluß schlicht die Bitte vortrage, er möge mir seinen Einsatz für die baldige Rückkehr von Herrn Pater sozusagen als Abschiedsgeschenk machen. Wenn man bedenkt, daß P. Huot von der Art derer ist, von denen Herr P. Kentenich öfter sagt: Wenn sie etwas versprechen, haben sie es schon gehalten (z.B. die Westfalen!)! - Übrigens [ge]brauchte P. Ehrhard nachher denselben Ausdruck wörtlich. Von P. Huot darf ich annehmen, daß er wirklich fest entschlossen ist, in kluger und geduldiger Weise Kardinal Antoniutti auf die Notwendigkeit einer baldigen Rückkehr von Herrn Pater hinzuweisen. Ich bin sicher, daß er vor allen Dingen das bevorstehende Weihnachtsfest zum Anlaß nehmen wird.

Pater Josef Kentenich in Milwaukee, USA (Foto: Archiv)

Pater Josef Kentenich in Milwaukee, USA (Foto: Archiv)

(…) Jedenfalls glaube ich, daß wir immer noch auf eine Rückkehr Herrn Paters zu Weihnachten hoffen dürfen. MPHV.!

(…) Als ich schließlich Bischof Höffner von meinem Besuch in der Religiosenkongregation berichtete, meinte er von sich aus, es wäre doch ganz gut, wenn er zu Weihnachten einmal an Kardinal Antoniutti schriebe und ihm dann die Bitte vortrüge, daß Herr Pater für einige Zeit nach Münster komme. Eben das wird nun heute geschehen.

Nochmals MPHC.!

(H. Tenhumberg, Konzilstagebuch)

Ein Wort Pater Josef Kentenichs über Barmherzigkeit

Für uns war allezeit Gott der Vater der Liebe. (…) Wir wussten auch, dass wir unter dieser Gottesliebe mitzuverstehen hatten als charakteristisches Merkmal seine barmherzige Liebe. Was für uns aber neu ist, das ist die außergewöhnliche Größe dieser göttlich barmherzigen Liebe. Haben wir bislang stärker uns leiten lassen von dem Gedanken der gerechten Liebe - will heißen: von der Einstellung, dass wir uns diese Liebe durch Handeln und Wandeln, durch Liebesopfer jeglicher Art verdienen müssten -, (…), bemühen uns nach wie vor, in besagter Weise dem Himmelsvater Freude zu machen; wo es sich aber um die Bewertung handelt, sind wir auf dem Wege, diese unsere eigene Mitwirkung nicht gar zu wichtig zu nehmen. Wichtig für uns ist nur Gott, der Vater und seine barmherzige Liebe. Letzten Endes liebt er uns nicht einmal so sehr (…), weil wir gut und brav gewesen, sondern weil er eben unser Vater ist oder weil er uns seine barmherzige Liebe dann am reichsten zuströmen lässt, wenn wir unsere Grenzen, unsere Schwächen und Armseligkeiten freudig bejahen und als wesentlichsten Titel für die Öffnung seines Herzens und das Durchströmen seiner Liebe innewerden.

Auf zwei Titel berufen wir uns deshalb künftig mehr als bisher Gott gegenüber: auf seine unendliche Barmherzigkeit und unsere unergründliche Erbärmlichkeit.

(J. Kentenich, Weihnachtsbrief 13.12.1965, in: P. Wolf, Unter den Augen des barmherzig liebenden Vaters, 18-19)


Top