Nachrichten

8. Dezember 2015 | Was bewegt | 

Serie Teil VII: Den kühnen Weg des Glaubens nachgehen


Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Alicja Kostka. Am heutigen Tag fliegen die Herzen von Millionen von Christen nach Rom. Mit Papst Franziskus freuen sie sich, das Heilige Jahr der Barmherzigkeit zu eröffnen, mit ihm die Heilige Pforte zu durchschreiten. Sie öffnen das eigene Herz, damit der Himmlische Vater sie mit Erbarmen durchdringt. So können ihre Herzen dann auch zur Quellen der Barmherzigkeit für andere werden. Der 8. Dezember 2015 – ein doppeltes turning on für die Schönstattfamilie.

Die Mitglieder der Schönstattfamilie denken dabei besonders auch an den 8. Dezember 1965. Der Gründer Schönstatts schaltete sich damals prophetisch in den feierlichen Abschluss des Konzils mit ein. Er hat damit den Weg eines immerwährenden „Liebesbündniesses mit der Kirche“ eröffnet. Sein damaliges sich einschalten gewinnt heute in der Ära von Franziskus Aktualität. Es lädt zu einem bewussten Ja in der mitverantwortlichen Gestaltung einer zukunftsfähigen Kirche ein. Der 8. Dezember dieses Jahres ist somit eine Einladung zu einem doppelten turning on – einer doppelten Einschaltung: in die Ereignisse in Rom vor 50 Jahren und von heute. 

Vatican: Bild der Mutter der Kirche (Foto: Kostka)

Vatican: Bild der Mutter der Kirche (Foto: Kostka)

Einschaltung in den 8. Dezember 1965 – heute: das Liebesbündnis mit der Kirche

Nach seiner Rückkehr aus dem Exil nach Rom verfolgte Pater Josef Kentenich intensiv die Ereignisse des Konzils. Er erblickte darin ein neues Kirchenbild, dessen Konturen sich abzuzeichnen begannen. Seine Liebe zur Kirche drängte ihn, dieses neue Kirchenbild des Konzils mit aller Kraft zu unterstützen. Dafür wollte er seine Familie gewinnen, damit sein Dilexit Ecclesiam immer lebe. Die Einschaltung in die Gestaltung der Kirche der Zukunft geschah bei Pater Kentenich in einem Dreischritt, den es in diesen Wochen wachzuhalten gilt:

An dem Tag, an dem Papst Paul VI den Grundstein für die neue Basilika Mater Ecclesiae segnete, eine Kirche, die für die nachkonziliare Erneuerung der Kirche stehen soll, lässt Kentenich symbolisch den Grundstein für das künftige Schönstatt-Heiligtum in Rom segnen. Auch dieses soll der nachkonziliaren Kirche helfen, ein immerwährendes aggiornamento –"a bringing up to date", - von innen her geschehene Erneuerung und Offenheit für die rasant sich veränderte Welt anzustreben.

Kentenich tat das nicht passiv, sondern mit einem Programm, das er mit dem geplanten Schönstatt-Zentrum Belmonte für immer verbunden hat. Dieses steht für diese Einschaltung für alle Zeiten.

Am 22. Dezember hat er noch mal in einer Privataudienz dem Papst Paul VI ausdrücklich versprochen, gemeinsam mit der ganzen Schönstattfamilie die nachkonziliare Erneuerung der Kirche zu unterstützen.

Das Kirchenbild der Zukunft, das er am 8. Dezember skizzierte, ist kein theoretisches Manifest. Pater Kentenich war zutiefst überzeugt, dass im Werdegang der Schönstattfamilie die Konturen einer künftigen Kirche auf dem Weg des Lebens vorweggenommen wurden. Nicht immer wurde dies verstanden; es ging ja um etwas Neues. Zudem vollzog sich dieses Neue inmitten einer Mitwirkung von menschlichen Partnern mit all ihren Möglichkeiten und Grenzen. Somit trägt der Beitrag Schönstatts die Prägung der demütigen Kirche, die auch das neue Kirchenbild wesentlich mitbestimmt.

Das Schönstatt-Heiligtum Matri Eccesiae auf dem Gelände Belmonte. Im Vordergrund der Bildstock, der 1965 errichtet wurde (Foto: Archiv)

Das Schönstatt-Heiligtum Matri Eccesiae auf dem Gelände Belmonte. Im Vordergrund der Bildstock, der 1965 errichtet wurde (Foto: Archiv)

Mit der Erfahrung der Erneuerung, die im Liebesbündnis mit der Dreimal Wunderbaren Mutter Schönstatt geschenkt wurde, will Josef Kentenich weiter und heute noch mehr der Kirche der Zukunft dienen. Dafür steht Belmonte – Ein lebendiges Geschenk: Baustelle -  Belmonte – Baustelle - Kirche der Zukunft!

Noch nie kamen die Konturen des neuen Kirchenbildes, die Pater Kentenich am 8. Dezember in Rom gezeichnet hat, so klar zum Vorschein, wie heute, 50 Jahre nach Abschluss des Konzils. Mit jedem Tag des Pontifikats von Papst Franziskus nehmen sie beschleunigt Gestalt an. Sie bekommen bei Franziskus eigene Akzente und sind so neu, dass nicht zu Unrecht – sowohl mit Faszination wie auch mit Beunruhigung – von einer „Revolution Franziskus“ gesprochen wird.

Einschaltung in das Jahr der Barmherzigkeit – geöffnete Türe der Heiligtümern

Bei der zweiten Einschaltung geht es am heutigen Tag um eine Einschaltung in die Eröffnung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Schönstatts will das tun aus den Quellen des Liebesbündnisses. Auch hier bringt die Bewegung eine Erfahrung mit, die dem Gründer und der ganzen Familie reichlich geschenkt wurde. Diese gilt es zu entsiegeln.

Lava-Lawine auf la Reunion Island (Foto: www.tapzciarnia.pl)

Lava-Lawine auf la Reunion Island (Foto: www.tapzciarnia.pl)

Welches Zeichen können wir heute setzten?

Eine Mitschwester schrieb mir heute, sie habe die Türe ihres Wohnzimmers, zur „Hl. Pforte“ ihres Hausheiligtums erkoren. Heilige Pforte im Alltag – ein schönes und praktisches Symbol!

Wenn wir die Türe unserer Hausheiligtümer öffnen, dann kann die Lawine der Barmherzigkeit fließen. Wenn im Urheiligtum und in jedem der Schönstatt-Heiligtümer, wie der Gründer schreibt, die Gottesmutter uns die Barmherzigkeit des Vaters zur Verfügung stellt, so gilt das auch für die Hausheiligtümer. Das ist wie eine - mit den Worten von Franziskus (EG) ausgedrückt - neue „pfingstliche Explosion“ im weltweiten Netz der Hausheiligtümern, die auf den Spielregeln aufbaut: „Nichts ohne Dich – aber auch nichts ohne uns!“

Verstärkung der Barmherzigkeitsströmung, Verstärkung der Franziskus-Strömung schlechthin. Das meinte Pater Kentenich mit der Einschaltung.

Eine doppelte Einschaltung heute, am 8. Dezember, auf dem Weg zum „Wunder der Heiligen Nacht“.

Aus dem Konzilstagebuch von H. Tenhumberg:

8.12.

Heute Mittag bin ich dann gleich nach Tisch zum Mutterhaus der Vorsehungsschwestern gefahren und kam gerade noch zum Schluss eines Vortrages von Herrn Pater, der sein Lieblingsthema der letzten Wochen, „Die Kirche und Schönstatt“, fortführte und darlegte, wie im Bau des römischen Heiligtums bzw. jetzt mit der Weihe des ersten Bildstöckchens auf unserem Gelände sozusagen dieses Ineinander in einem besonderen Symbol deutlich werde. (H. Tenhumberg, Konzilstagebuch, S. 506)

Auf der Rückfahrt ist die ganze Schönstattfamilie in bester Stimmung. Eine erste Hut-Sammlung wird für das neue Heiligtum durchgeführt. P. Menningen hat in seiner Ansprache besonders betont, dass das Generalpräsidium unter der Leitung von Herrn Pater seinerzeit beschlossen hat, dass der junge Priesterverband im Wesentlichen Träger und Motor für das römische Heiligtum und das römische Schönstattzentrum sein soll, dass aber die ganze Familie sich daran beteiligen wird. Für viele Teilnehmer war diese Mitteilung neu und eine gewisse Überraschung, andere hatten schon indirekt davon gehört. (H. Tenhumberg, Konzilstagebuch, S. 507)

So hatte denn heute das großartige Ereignis des Zweiten Vatikanischen Konzils sein Ende gefunden, um zugleich mit der Phase seiner Verwirklichung zu beginnen. Papst Paul VI. hat das Konzil, besonders in dieser Session, hervorragend an allen Klippen vorbeigesteuert und sich eine neue internationale Geltung erworben. Offensichtlich war die letzte Session des Konzils auch in besonderer Weise vom Beistand des Hl. Geistes geleitet. Wie der Anfang des Konzils, stand auch das Ende unter dem besonderen Schutz der Gottesmutter. Man wird in späteren Jahren und Jahrzehnten einmal feststellen, dass die marianische Prägung des Konzils von einer außerordentlichen Tiefe und Eindringlichkeit gewesen ist. Oberflächliche Blicke mögen das heute noch nicht erkennen. Aber ohne diese marianische Prägung, ohne diese marianische Note, ohne diesen marianischen Akzent oder noch besser: ohne diese ganze umfassende marianische Spiritualität werden die kommenden Entwicklungen der Kirche gar nicht begriffen werden können. Sie sind eben in den Dokumenten dieses Konzils, mehr noch in der ganzen Phase moderner Kirchengeschichte, durch den Hl. Geist niedergelegt.

Umso bedeutsamer ist dann, wenn die Schönstattentwicklung so sichtbar der konziliaren Entwicklung parallel ging. So ist es gewiss auch mehr als ein Zufall, dass der Gründer Schönstatts ausgerechnet die letzte Phase des Konzils in Rom miterlebte und Schönstatt so seine besondere Sendung in der Verwirklichung der Konzilsanliegen sehen darf.

Zu den Geschenken der Gottesmutter gehört es sicher auch, dass die Kirche die Erneuerung der Kurie mit der Erneuerung des Heiligen Offiziums begonnen hat, dessen neues Statut gerade vorgestern verkündet wurde. Auch das fällt auf eine gewiss nicht zufällige Weise mit der Rehabilitierung von Herrn Pater Kentenich zusammen. Alles in allem also: Mater perfectam habuit et habebit curam. (H. Tenhumberg, Konzilstagebuch, S. 508)

Ein Wort Pater Josef Kentenichs über Barmherzigkeit

Der Führerkreis der Familie, der hier in Rom versammelt ist, lebt aus den umrissenen großen Wirklichkeiten. Tag für Tag sucht er in innere Zusammenhänge tiefer einzudringen, um göttliche Planungen besser zu verstehen. Je mehr er von göttlichem Lichte innerlich erfüllt ist, desto stärker wird das Bedürfnis, für alle Zukunft einen Tag des Monats festzulegen, an dem das große Ereignis, das wir alle nunmehr erleben, wieder und wieder nacherlebt werden kann. Es geht also um einen Erinnerungs- und Erneuerungstag, der neben dem 18. und 20. jeden Monats die gesamte Familie hineinführt in übernatürliche Welten und Meilensteine.

(J. Kentenich, Weihnachtsbrief 13.Dezember 1965, in: P. Wolf, Unter den Augen des barmherzig liebenden Vaters, S. 24)

Mehr Informationen


Top