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30. November 2015 | Was bewegt | 

Serie: Den kühnen Weg des Glaubens nachgehen - V


Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Alicja Kostka. Am 1. Dezember 1965 fand in Rom, in der Via San Calepodio bei den Marienschwestern, der so genannte „Münster-Abend“ statt. Pater Kentenich legt gegenüber Bischof Joseph Höffner, in dessen Diözese er kürzlich aufgenommen worden ist, ein feierliches Versprechen, die so genannte Promissio ab. Er - und mit ihm zusammen die ganze Schönstatt-Familie - möchte mit dafür sorgen, dass die Diözese mehr und mehr Familie wird. Dass sein Versprechen nicht nur die Diözese Münster im Blick hat, ist seinem Wort zu entnehmen: „Die Kirche soll künftig mehr als bisher eine einzige, große Familie Gottes darstellen“. Ein ähnliches Anliegen verfolgt Papst Franziskus, wenn er zu Beginn der Familiensynode in Rom formuliert: „Die Welt braucht einen kräftigen Schuss Familiengeist“, er sei so etwas wie ein „Verfassungsvertrag für die Kirche“. (Generalaudienz, 7.10.2015).

1. Dezember 1965

Die Promissio von Pater Kentenich bleibt nicht nur für die Münsteraner wegweisend. Sie beinhaltet eine Vision von einer familienhaften Kirche, die in kleinen Kreisen wachsen will: „Wir (…) wollen uns bemühen mitzuhelfen, dass die Diözese eine ausgeprägte Familie, eine zeitgemäße und eine überaus fruchtbare Familie wird“ (Kentenich, Familie Gottes, Vorträge in Münster, S. 76)

Bischof Josef Höffner

Bischof Josef Höffner (Foto: NN)

Mit der Formulierung: „ausgeprägte Familie“ legt Kentenich einen Akzent auf den Bischof als Vater der Diözese. Dabei formuliert er als Vision der Kirche der Zukunft, dass sie „zeitgemäß modern familienhaft“ sein möge. Und weiter wolle die Kirche eine fruchtbare Familie sein: Kreise apostolischer Art sollen von dieser Familie ausgehen. Dabei greift Pater Kentenich wieder das Konzil auf und erinnert, dass es einen neuen Begriff von Apostolat geprägt habe: das Hauptapostolat liegt in unserem Sein. Auch in diesem Punkt bleibt er nicht bei Worten stehen. In den Romvorträgen, die er in diesen Wochen hält, legt er den Hauptakzent auf die tiefgreifende Formung und Bildung der Laien, die durch ihre Person wirken.

Die Promissio schließt Pater Kentenich mit einem Gebet ab, in dem er in der Haltung des Liebesbündnisses, die sein ganzes Denken und Empfinden prägt, die Gottesmutter bittet, dafür zu sorgen, dass das Versprechen sich realisieren möge und nicht nur leere Worte bleibe. (vergl. Kentenich, Familie Gottes, Vorträge in Münster, S. 75-79)

Konzils-Tagebuchnotiz von Weihbischof Heinrich Tenhumberg

In einem Tagebucheintrag vom zweiten Dezemebr schreibt Weihbischof Tenhumberg über den vergangenen Abend:

"Gestern abend war unsere ganze münsterische Delegation bei den Marienschwestern in der Via San Calepodio: Bischof Joseph [Höffner], Bischof Rüth, Regens Dr. Weinand, Domkapitular Gertz, Prof. Dr. Lengeling, Dr. Lettmann, Bruder Ansgar und ich. Von der Schönstattfamilie waren die beiden Generaloberinnen Schw. Heriberta und Frl. Gramlich, Herr Herberger und so ziemlich alle Provinzialoberinnen der Marienschwestern, die z.Zt. in Rom weilen, anwesend. Herr Pater selbst war sozusagen der Gastgeber, der mich allerdings beauftragte, in seinem Namen die Begrüßungsrede zu halten. Es gab ein auserlesenes Festmahl, das die Marienschwestern mit großer Liebe vorbereitet hatten. In meinen Begrüßungsworten habe ich versucht, die Münsteraner in ihrer jeweiligen Eigenart und Stellung, besonders aber ihrer Bedeutung für Schönstatt, zu charakterisieren, und habe die Gelegenheit benutzt, allen jeweils für ihren Anteil an der Regelung der Schönstattfragen zu danken.

Nach dem Hauptgang ergriff dann Herr Pater das Wort und machte grundsätzliche Ausführungen über das Verhältnis Schönstatts zu Münster, bzw. der Diözese Münster zu Schönstatt. Es war für alle frappierend, wie präzise Herr Pater die wesentlichen Ereignisse und Persönlichkeiten aus der münsterischen Schönstattgeschichte behalten hat.

Schließlich legte er im Hauptteil seiner Rede, da er nun als Diözesanpriester des Bistums Münster aufgenommen ist, eine neue „Promissio“, ein priesterliches Versprechen gegenüber dem Bischof ab. Er tat es sowohl in seinem Namen, als im Namen der ganzen Schönstattfamilie (der Text wurde auf Tonband aufgenommen und außerdem von Schw. Ursula mitgeschrieben, sodaß ich ihn sicherlich dieser Chronik anfügen kann). Die Ansprache des Herrn Pater dauerte, wenn ich richtig geschätzt habe, mehr als eine halbe Stunde. Aber sie wurde offensichtlich von allen sehr gut aufgenommen." 
(H. Tenhumberg, Konzilstagebuch, S. 490-491)

Ein Wort Pater Josef Kentenichs über Barmherzigkeit

Wir wollen ja (auch) sagen: erbarmungswürdig, nicht nur erbärmlich. Weshalb erbarmungswürdig? Weil ich das gigantische Vertrauen auf die barmherzige Vaterliebe aufbringe.
(P. Wolf, Unter den Augen des barmherzig liebenden Vaters, S. 98)

 


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