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26. November 2015 | Was bewegt | 

Serie: Den kühnen Weg des Glaubens nachgehen - IV


Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Alicja Kostka. In den letzten Tagen des Konzils machten 21 Bischöfe, die am Konzil teilgenommen hatten, einen kurzen Besuch in Deutschland. Begleitet von Bischof Heinrich Tenhumberg und Pater Umberto Anwandter als Übersetzer, besuchten sie Bonn, Königstein und vor allem Schönstatt, das sie kennenlernen wollten. Es waren Bischöfen aus Syrien, Südafrika, Tansania, Malavi, Mexiko, Chile, Peru, Brasilien, Panama, Argentinien, USA. Während der drei Tage die sie in Schönstatt weilten (26.-28.11.1965), wurden sie mit Geschichte, Spiritualität und Struktur der Bewegung vertraut gemacht. Die Gastfreundschaft der einzelnen Gemeinschaften (hier vor allem der Frauen von Schönstatt und der Schönstätter Marienschwestern) hinterließ bei ihnen bleibende Eindrücke.

Pater Alexander Menningen führte die Besucher in zentrale Anliegen Schönstatts ein. Bischof Tenhumberg bemerkt in seinem Tagebuch, dass es interessant gewesen sei, wie die Bischöfe sofort auf wesentliche Punkte der Bewegung eingegangen seien und sich aus pastoraler Perspektive dafür interessiert hätten: das Liebesbündnis und seine praktische Verwirklichung im Leben des einzelnen; die Einordnung Schönstatts in die Diözese und vor allen Dingen in die Pfarrei. Neben Besichtigungsfahrten in Sprachgruppen durch Schönstatt und Besuchen einzelner Häuser kam es in der Marienschule zu interessanten Diskussionen über die Pädagogik Schönstatts, bei denen wiederum das Interesse der Besucher spürbar war.

Konzils-Tagebuchnotiz von Weihbischof Heinrich Tenhumberg

Wie sehr die Schönstatt-Kapelle im Tal für die Besucher zu einem Erlebnis wurde, kann dem Tagebucheintrag von Bischof Tenhumberg entnommen werden, der zum letzten Tag dieses Besuches schreibt:

Glockenturm Urheiligtum Schönstatt (Foto: Pilgerzentrale)

Glockenturm Urheiligtum Schönstatt (Foto: Pilgerzentrale)

26.11.1965

„Man spürte daran, wie sehr die Bischöfe in diesem einen Tag schon in Schönstatt und im Kapellchen zu Hause waren. Sie beteten noch lange Zeit nach der offiziellen Andacht im Kapellchen privat und standen erst auf, als ich dann nach dem offiziellen Abschluß noch einmal das Salve Regina anstimmte und mit „Nos cum prole pia“ schloß. (…)

Am anderen Morgen, 8.15 Uhr, fuhren wir dann vom Kapellchen aus mit dem Bus in Richtung Königstein. Aber auch hier war interessant, daß keiner der Bischöfe oder ihrer Begleiter in den Bus stieg, ohne nicht noch vorher eine Besuchung im Kapellchen zu machen. Wir sangen dort gemeinsam ein Marienlied, weil alle Bischöfe praktisch unaufgefordert sich im Kapellchen eingefunden hatten. Im Bus gab es dann ein munteres Plaudern, herzliches Bedanken, ja eine fast überschwengliche Danksagung für Schönstatt und für diese Reise von allen Seiten. Die Bischöfe stimmten ein Marienlied nach dem anderen an. Der Syrer versicherte scherzhaft, nun werde er nie in seinem Leben mehr Herzbeklemmung haben, denn er habe sein Herz in Schönstatt gelassen.
(H. Tenhumberg, Konzilstagebuch, S. 475-476)

Die Erlebnisse in Schönstatt hinterließen bei den beteiligten Bischöfen einen tiefen Eindruck, so dass sie in den nachfolgenden Tagen ihren Mitbrüdern im Bischofsamt mit Begeisterung davon erzählten. So wurde auch bei anderen Bischöfen, unter anderem einer Gruppe von mexikanischen Bischöfen, Interesse geweckt, die Bewegung kennen zu lernen und den Ort Schönstatt zu besuchen.

„Pater Kentenich selbst stellte dazu fest, daß das ein sehr bedeutungsvolles Ereignis in der Geschichte Schönstatts sei. Das sei sozusagen das Zeichen für einen neuen Aufbruch Schönstatts in die ganze Welt.
(H. Tenhumberg, Konzilstagebuch, Dienstag, S. 476)

Ein Wort Pater Josef Kentenichs über Barmherzigkeit

Wie früher in ähnlichen Fällen, so vergessen wir auch in dieser Situation nicht das Axiom: Gaben sind Aufgaben! Was wir ererbt von unseren Vätern haben, wollen wir Tag für Tag neu erwerben, um es zu besitzen und den folgenden Generationen als heiliges Traditionsgut weiter überreichen.

(P. Wolf, Unter den Augen des barmherzig liebenden Vaters, S.23.)


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