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16. November 2015 | Was bewegt | 

Den kühnen Weg des Glaubens nachgehen


Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Auf dem Weg zum "Wunder der Heiligen Nacht" (Foto: Blank)

Alicja Kostka. Der Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich, war ein Mann, der sich in allen Situationen des Lebens radikal vom Gott des Lebens hat führen lassen. Nur so kann seine freiwillige Entscheidung, das Konzentrationslager Dachau nicht zu umgehen, oder auch das 14-jährige geduldige Ausharren in der kirchlich angeordneten Trennung von seinem Werk, erklärt werden. Im radikalen Sich-Führen-Lassen und mutigen Eingehen auf den Gott des Lebens, erfuhr er immer neu den „Einbruch des Göttlichen“ in die persönliche Geschichte und in den Weg seiner geistlichen Familie.

Kentenich gebrauchte für diese Erfahrung gerne das Bild des „Wunders der Heiligen Nacht“, in Anlehnung an Maria, die in ihrem Leben diesen Einbruch des Göttlichen und das Wunder der Heiligen Nacht – das Kommen Gottes unter die Menschen – in einzigartiger Weise erfahren hat. Dieses Wunder möchte sich immer neu ereignen, wenn die Menschen bereit sind, den Weg des kühnen Vertrauens auf Gott zu gehen.

Heimweg zum Urheiligtum

Die Feier seines 80. Geburtstages, am heutigen Tag vor 50 Jahren, markiert den Beginn einer letzten Strecke auf dem Heimweg zum Urheiligtum nach Schönstatt, der nach jahrelangem, scheinbar endlosem Fernbleiben in Milwaukee kaum noch zu erhoffen war. Der Weg zu diesem „Wunder der Heiligen Nacht“, das sich mit seiner Ankunft in Schönstatt am 24. Dezember 1965 erfüllte, führte Pater Kentenich nach Rom und brachte ihn in Berührung mit dem Konzil, dessen Beschlüssen und mit der Erneuerung, die das Konzil der Kirche brachte.

Die nachfolgenden Gedanken sowie weitere Impulse, die in den kommenden Wochen bis zum Weihnachtsfest publiziert werden sollen, werden wichtige Stationen dieses spannenden Weges des Schönstatt-Gründers aufgreifen und einladen, diesen Weg Pater Kentenichs geistig nachzugehen, und das Wirken Gottes im eigenartigen „Spiel der Liebe“ – so hat der Gründer das christliche Leben im Nachhinein zusammengefasst – zu entdecken.

Neben den Hinweisen zum Geschehen werden Tagebuchnotizen von Weihbischof Heinrich Tenhumberg, einem Konzilsteilnehmer und nahen Mitarbeiter Kentenichs, den Leser mit der Abschlussphase des Konzils vor 50 Jahren in Verbindung bringen. Worte von Pater Kentenich zum Thema Barmherzigkeit wollen öffnen für das Wirken Gottes im persönlichen Leben, so wie es Pater Kentenich reichlich in seinem Leben erfahren hat.

Weihbischof Tenhumberg übergibt P. Kentenich symbolisch das Romheiligtum und –zentrum (Foto: Archiv)

Weihbischof Tenhumberg übergibt P. Kentenich symbolisch das Romheiligtum und –zentrum (Foto: Archiv)

Das Generalpräsidium Schönstatts mit Pater Kentenich auf dem Gelände des späteren Romheiligtums (Foto: Archiv)

Das Generalpräsidium Schönstatts mit Pater Kentenich auf dem Gelände des späteren Romheiligtums (Foto: Archiv)

 Bischof Josef Höffner, Münster, Gast bei Pater Kentenichs 80. Geburtstag (Foto: Archiv)

 Bischof Josef Höffner, Münster, Gast bei Pater Kentenichs 80. Geburtstag (Foto: Archiv)

16. November 1965

Feier des 80. Geburtstages von Pater Kentenich im Mutterhaus der Vorsehungsschwestern

  • Das Generalpräsidium des Schönstattwerkes kommt zur Festfeier nach Rom.
  • Am Nachmittag besucht P. Kentenich das Gelände für das künftige Schönstatt-Heiligtum in Rom an der Via di Boccea. Das Generalpräsidium verspricht dem Gründer im Namen der ganzen Schönstattbewegung ein Schönstattheiligtum und ein Zentrum in Rom und schenkt ihm dazu symbolisch ein kleines Modell von BELMONTE.
  • Am Abend überreicht Bischof Joseph Höffner von Münster Pater Kentenich die Inkardinierungsurkunde und nimmt ihn damit als Priester in die Diözese Münster auf.

Bischof Adolf Bolte, Fulda, sagte in der Festpredigt beim Dankgottesdienst am 16.11.1965: In der heutigen Epistel steht das Wort: „Wer sich rühmen will, rühme sich im Herrn! Nicht wer sich selbst empfiehlt.“ Der Herr hat Herrn Pater uns wiedergeschenkt! Und es gilt das Wort, das auch heute in der Liturgie steht: „Omnia opera mea regi - alle meine Werke gehören dem König!“ Das war ja das Wirken, das Mühen und Arbeiten unseres Vaters: „Alles meinem Gott zu Ehren!“ (in: Der Achtzigste Geburtstag von Herrn Pater Kentenich in Rom, Manuskript, S.61)

Konzils-Tagebuchnotiz von Weihbischof Heinrich Tenhumberg am 16.11.1964:

Leider – so scheint mir – lässt sich das Konzil zu wenig Zeit, die Situation der Kirche in der Welt von heute in aller Ruhe zu durchdenken. Wenn ich recht sehe, drängen die Moderatoren, nicht zuletzt auch Kardinal Döpfner und viele aus der Kurie und ihrem Umkreis, auf ein möglichst rasches Ende des Konzils. Eben das aber scheint mir gefährlich. Was nützt eine ziemlich prompte und allzu glatte Erledigung von Konzilsvorlagen durch rasch durchgeführte Beschlussfassungen, wenn die wirklichen Probleme noch gar nicht recht ins Bewusstsein kamen, wenn keine Zeit war, sie in Ruhe zu diskutieren, oder wenn sie einfach einer postkonziliaren Kommission zugewiesen werden. Meines Erachtens brauchen wir eine volle Vierte Session, danach eine größere Pause und dann eine Fortsetzung des Konzils, eventuell mit neuer und spezieller Thematik, und danach erst Abschluss. (…) (in: J. Schmiedl, Heinrich Tenhumberg. Tagebuchnotizen, Münster 2015, S. 133)

Ein Wort Pater Josef Kentenichs über Barmherzigkeit

Nun sagen wir so: Die Gottesmutter stellt uns diesen endlosen Reichtum an barmherziger Liebe zur Verfügung. Wo stellt sie uns den zur Verfügung? Das dürfen wir nicht übersehen: in unserem kleinen Heiligtume. Wenn wir also von der Gottesmutter barmherzige Liebe erfahren wollen, in welcher Situation es auch sein mag, wohin müssen wir, wenigstens geistig, gehen? In unser Heiligtum. (in: P. Wolf, Unter den Augen des barmherzig liebenden Vaters, S. 183)

 


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