Nachrichten

14. Juni 2013 | Kirche | 

„Entscheidung für Christus“ - Seligsprechungsprozess für Pater Franz Reinisch in Trier eröffnet


Neue Homerpage zur Reinisch-Seligsprechung (Foto: www.franz-reinisch.com)

Neue Homerpage zur Reinisch-Seligsprechung (Foto: www.franz-reinisch.com)

Hbre. Seine Entscheidung, den Eid auf den Führer Adolf Hitler zu verweigern, wollte Pater Franz Reinisch verstanden wissen als „Entscheidung für Christus“. Das betonte Pater Dr. Heribert Niederschlag SAC bei der Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für den unter der nationalsozialistischen Diktatur hingerichteten Pallottinerpater Franz Reinisch am 28. Mai in Trier. Niederschlag, Pallottinerpater und Postulator für den Seligsprechungsprozess Pater Franz Reinischs und andere am Prozess beteiligte Personen, unter ihnen auch der für den Prozess zuständige Ortsbischof von Trier, Dr. Stephan Ackermann, legten während der eindrücklichen Veranstaltung den vorgeschriebenen Eid auf das Evangelium ab. Bischof Ackermann betonte, dass es in dem Prozess nicht nur darum gehe, die „Heiligmäßigkeit im Leben eines Menschen ins Licht“ zu rücken, sondern auch darauf zu achten, dass es „recht und gerecht“ zugehe.

P. Dr. Heribert Niederschlag spicht über Franz Reinisch und den Weg zum Seligsprechungsverfahren im Bistum Trier (Foto: Brehm)

P. Dr. Heribert Niederschlag spicht über Franz Reinisch und den Weg zum Seligsprechungsverfahren im Bistum Trier (Foto: Brehm)

Bischof Dr. Stephan Ackermann unterzeichnet wichtige Prozesspapiere (Foto: Brehm)

Bischof Dr. Stephan Ackermann unterzeichnet wichtige Prozesspapiere (Foto: Brehm)

P. Heribert Niederschlag SAC,  Postulator und P. Dr. Adalbert Kordas ofm, Vize-Postulator (Foto: Brehm)

P. Heribert Niederschlag SAC,  Postulator und P. Dr. Adalbert Kordas ofm, Vize-Postulator (Foto: Brehm)

P. Heribert Niederschlag SAC,  Postulator und P. Dr. Adalbert Kordas ofm, Vize-Postulator (Foto: Brehm)

Die "historische Kommission" mit Prof. Dr. Bernhard Schneider (l), Professor Dr. Joachim Schmiedl ISch (m) und P. Martin Manus SAC (Foto: Brehm)

„von Gott selbst zu diesem Weg berufen“

Postulator Pater Dr. Heribert Niederschlag rief den Anwesenden einige Stationen aus der Biografie des 1903 im österreichischen Feldkirch geborenen Reinisch ins Gedächtnis. 1928 war Reinisch zum Priester geweiht worden und danach rasch den Pallottinern beigetreten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bezog er öffentlich Stellung gegen die menschenverachtende Ideologie und wurde daher 1940 mit einem Predigt- und Redeverbot belegt. Am Osterdienstag 1942 erhielt Reinisch die Einberufung zur Wehrmacht. Den damit einhergehenden Fahneneid auf Hitler lehnte er aus Gewissensgründen ab, wurde zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 mit dem Fallbeil hingerichtet. Niederschlag betonte, Reinisch sei kein Pazifist gewesen, aber „hier ging es um eine Verbrecherbande und auf diese einen heiligen Eid zu leisten, widerstand dem juristisch geschulten Reinisch zutiefst“. Reinisch, dessen Entscheidung vom Gründer der Schönstattbewegung, P. Josef Kentenich und auch von seinen Eltern mitgetragen worden sei, habe die Eidverweigerung als „Entscheidung für Christus“ verstanden, erläuterte Niederschlag. Er habe in Kauf genommen, dass sein offener und öffentlicher Protest den Nazis als Anlass hätte dienen können, gegen Katholiken und besonders die Pallottiner schärfer vorzugehen. Doch „sooft ich mein Gewissen überprüfe, ich kann zu keiner anderen Entscheidung kommen“, zitierte Niederschlag seinen Mitbruder. Reinisch sei überzeugt gewesen, „von Gott selbst zu diesem Weg berufen zu sein“.

Ehrfurcht vor einem granitenen Gewissen

„Pater Niederschlag hat sehr gut das pallottinische und das schönstättische in der Vita von Reinisch dargestellt“, so schreibt Franz Josef Tremer, der den weiten Weg aus dem fränkischen Fuchsstadt unbedingt auf sich genommen hat, um die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für den Diener Gottes Pater Franz Reinisch persönlich mitzuerleben. Wesentliche Gedanken dieses berührenden Vortrages seien für ihn Gedanken zur Freiheit, zum Gehorsam und zum Gewissen gewesen und Verbindungslinien „zu den beiden großen Martyrer-Heiligen der Nazi-Verfolgung Edith Stein und Maximilian Kolbe“, die Niederschlag zusätzlich gezogen habe.

„Am Ende,“ so berichtet Tremer weiter, „sprach der Provinzial der Pallottiner, der wie Reinisch aus Österreich stammende P. Helmut Scharler, ein Dankeswort. Darin zitierte dieser ein Wort von Josef Ratzinger über die hohe Bedeutung des persönlichen Gewisssens und am Schluß eine schon oft angeführte Aussage des ehemaligen Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher über Reinisch: ‚Wenn ich an P. Reinisch denke, fällt mir immer ein Granitblock in einem hochwasserführenden, rauschenden Bergbach ein, an dem die erdbraunen Fluten zerschellen und der Gischt nach allen Seiten stäubt. (…) Ich neige mich in Ehrfurcht vor diesem granitenen Gewissen. Und dies umso lieber, als wir heute eher in einer Gesellschaft leben, in der Schaumgummi und Weichspüler dominieren.‘ Dieses Bild vom Granit hat Reinisch einmal selbst für seine Haltung gebraucht, als er in Essen bei Familie König einige Monate vor seiner Verhaftung sagte: ‚Bei mir beißen die auf Granit.‘“ Diese Aussage habe Frau Dr. Helma König überliefert, so Tremer der sich persönlich sehr für die Erforschung des Lebens von Pater Franz Reinisch engagiert.

Gespräche am Rande: Provinzial P. Helmut Scharler SAC und Provinzial Pater Theo Breitinger ISch (Foto: Brehm)

Gespräche am Rande: Provinzial P. Helmut Scharler SAC und Provinzial Pater Theo Breitinger ISch (Foto: Brehm)

Bischof Dr. Stephan Ackermann unterzeichnet wichtige Prozesspapiere (Foto: Brehm)

Bischof Stefan Ackermann freut sich über die Entwicklung am Ort Schönstatt. Nur wenige Tage nach der von den Pallottinern bekannt gegebenen Schenkung des Urheiligtums an die Schönstatt-Bewegung wurden im Anschluss an die Eröffnungszeremonie für das Seligsprechungsverfahren erste Absprachen über die weitere Vorgehensweise getroffen (Foto: Brehm)

Reinisch, ein Mensch, der hilft, Christ zu werden

„Für mich ist dieses Ereignis ein Geschenk, so wie Franz Reinisch für mein Leben ein Geschenk war und ist,“ fasst Franz Josef Tremer sein Erlebnis in Worte. Mit der Eröffnung des Prozesses habe sich für ihn eine erste Sehnsucht erfüllt und er hoffe jetzt auf die baldige Selig- und Heiligsprechung, denn: „Franz Reinisch ist ein Mensch, der uns hilft Christ zu werden. Er starb, wie Christus, an einem Freitag. Für mich ist er das Christussymbol des 20. Jahrhunderts. Seine heilende und erlösende Energie wünsche ich vielen Menschen.“ Und, so Franz Josef Tremer weiter, „diese Veranstaltung war - und der Selig- und Heiligsprechungsprozess von Reinisch wird - in meinen Augen auch ein Stück Versöhnung zwischen Pallottinern und Schönstättern werden. Damit wird das Werk das Vinzenz Pallotti im 19. Jahrhundert begonnen hat weiter vollendet werden.“

Etwa 30 Personen, unter ihnen Mitglieder pallottinischer und schönstättischer Gemeinschaften, die gemeinsam Freunde und Verehrer von P. Franz Reinisch sind und einige Pressevertreter waren im gotischen Saal des Domkreuzganges versammelt. Am Prozess beteiligt sind neben Bischof Dr. Ackermann der Offizial des Bistums, Prälat Dr. Georg Holkenbrink, als bischöflicher Delegat, Prälat Dr. Klaus Peters als Kirchenanwalt, Karin Pohl als Notarin und Maria Theresia Junkes als beisitzende Notarin, die „Antragsteller“ P. Helmut Scharler SAC als Provinzial der Pallottiner, P. Heribert Niederschlag SAC als Postulator und P. Dr. Adalbert Kordas ofm als Vize-Postulator; außerdem die historische Kommission mit P. Martin Manus SAC, Professor Dr. Joachim Schmiedl ISch und Prof. Dr. Bernhard Schneider.

Die mit dem Seligsprechungsverfahren unmittelbar befassten Teilnehmer (Foto: Brehm)

Die mit dem Seligsprechungsverfahren unmittelbar befassten Teilnehmer (Foto: Brehm)

Quellen: Bericht von Franz Josef Tremer
Pressedienst Koblenz der Bischöflichen Pressestelle Trier vom 29.5.2013
Textvorlage des Vortrages von Prof. Dr. Heribert Niederschlag

Mehr Informationen


Top