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11. Februar 2013 | Kirche | 

Respekt und Anerkennung für die Rücktrittsankündigung des Heiligen Vaters


Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Dr. Robert Zollitsch im September 2011 im Gebäude des Deutschen Bundestages (Foto: Parlamentsfernsehen Deutscher Bundestag)

Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Dr. Robert Zollitsch im September 2011 im Gebäude des Deutschen Bundestages (Foto: Parlamentsfernsehen Deutscher Bundestag)

Hbre. Der überraschend angekündigte Rücktritt von Benedikt XVI. vom Petrusamt, den der Papst mit dem Nachlassen seiner Kräfte infolge seines Alters begründete, wird mit Verständnis und Anerkennung aufgenommen. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz DBK, bezeichnete den Rücktritt als eine „große menschliche und religiöse Geste“. Papst Benedikt sei „ein überzeugter und überzeugender Hirte seiner Kirche, … demütig im Auftritt, authentisch im Zeugnis und überzeugend in den Worten, die er wählt“, sagte Zollitsch in Freiburg.

Papst Benedikt ist ein großer Lehrer der Kirche, betonte Zollitsch, dem es ein bleibendes Anliegen ist, "das sich gleichsam wie ein roter Faden durch sein Leben und Wirken zieht," Glaube und Vernunft miteinander zu versöhnen. Papst Benedikt sei in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: "Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken." Für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement seien die Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz Papst Benedikt zutiefst dankbar. Auch wenn er das Ruder der Kirche nun weitergebe, werde viel von ihm bleiben, "denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer."
Erklärung des DBK Vorsitzenden Erzbischof Dr. Robert Zollitsch im Wortlaut siehe unten

Papst Benedikt XVI. bei seiner Rede am 22.9.2011 im Deutschen Bundestag (Foto: Parlamentsfernsehen Deutscher Bundestag)

Papst Benedikt XVI. bei seiner Rede am 22.9.2011 im Deutschen Bundestag (Foto: Parlamentsfernsehen Deutscher Bundestag)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte dem Heiligen Vater für sein Wirken. Unvergessen bleibe ihr seine Rede im Bundestag bei seinem Deutschlandbesuch im Jahr 2011, sagte Merkel in Berlin. Papst Benedikt habe in dieser Rede als grundlegende Aufgabe des Politikers beschrieben, dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren. Das sei eine Sternstunde des Parlamentes gewesen, „und die Worte des Papstes werden mich persönlich noch lange begleiten“.
Statement der Bundeskanzlerin Angela Merkel im Wortlaut

Bundespräsident Joachim Gauck brachte in einer Stellungnahme seinen außerordentlichen Respekt für den „historisch höchst seltenen Entschluss“ Benedikts XVI. zum Ausdruck, für den „großer Mut und Selbstreflektion nötig“ sei. Papst Benedikt habe „den kritischen und konstruktiven Dialog zwischen Vernunft und Glauben als eine zentrale intellektuelle Aufgabe der Gegenwart“ begriffen und selber dazu unermüdlich beigetragen. Im Wirken Papst Benedikts habe sich „hohe theologische und philosophische Bildung mit einfacher Sprache und mit Menschenfreundlichkeit“ verbunden, weshalb „viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seiner Person und in seinen Schriften und Ansprachen Orientierung und Ermutigung zum Glauben gefunden“ hätten.
Erklärung von Bundespräsident Joachim Gauck im Wortlaut

Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erklärte, dass er die Ankündigung des Rücktritts mit großem Respekt zur Kenntnis genommen habe und dankte im Namen des Rates der EKD für alle theologischen Gespräche und Diskussionen. Es gehöre zum „Maß des Menschlichen“, dass Ämter nur auf Zeit wahrzunehmen seien und dass man ab einem bestimmten Lebensalter von allen amtlichen Pflichten befreit ist. „Es ist ein gutes Zeichen, dass Papst Benedikt dieses durch das Evangelium eröffnete Maß des Menschlichen durch die Ankündigung seines Rücktrittes zum Ausdruck bringt,“ hielt Schneider fest.
Erklärung des EKD Ratsvorsitzenden Präses Nikolaus Schneider im Wortlaut

 „Geduldig und demütig werden, aber auch frei und mutig“

Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zur Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI.

Die Nachricht vom Rücktritt unseres Heiligen Vaters bewegt mich zutiefst. Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche. Christus hat ihm durch die Kardinäle das Petrusamt anvertraut. In der Stunde, in der seine Kräfte zu gering werden, um der Kirche den erforderlichen Dienst zu erweisen, legt er dieses Amt zurück in Gottes Entscheiden. Es ist eine große menschliche und religiöse Geste. Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung.

Wer Papst Benedikt in den zurückliegenden Jahren persönlich erleben durfte und seine Botschaft aufmerksam aufnahm, der spürte deutlich, worin er seinen wichtigsten Dienst sieht und worum es ihm zuerst und im Innersten geht: um Gott und damit um den Menschen. Kurz und prägnant kommt dies im Leitwort zum Ausdruck, dass er für seine Apostolische Reise nach Deutschland im September 2011 wählte: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“

Papst Benedikt ist ein großer Lehrer unserer Kirche. Dabei hat Joseph Ratzinger ein bleibendes Anliegen, das sich gleichsam wie ein roter Faden durch sein Leben und Wirken zieht. Er will Glaube und Vernunft miteinander versöhnen. Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.

Papst Benedikt ist ein überzeugter und überzeugender Hirte seiner Kirche. Um was er bei seinem Gebet an der Mariensäule in München im Jahr 2006 die Gottesmutter für alle Gläubigen bat, das zeichnete ihn aus: „Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig“.

Das Bild des Hirten hat ihn als Papst geprägt. Unvergessen sind seine drei Besuche bei uns in Deutschland: anlässlich des XX. Weltjugendtages 2005 in Köln und ein Jahr später in seiner bayerischen Heimat. Im September 2011 kam er zu einem offiziellen Besuch: Berlin, Erfurt, das Eichsfeld und Freiburg bleiben unvergessliche Momente einer Pilgerreise, die die Kirche in Deutschland tief berührt hat. Wir sehen dankbar Bilder vor uns, wie er Menschen segnet, Kinder umarmt, sich seinen Gesprächspartnern zuwendet und in der großen Gemeinschaft des Glaubens Liturgie feiert. Der Hirte seiner Herde ist demütig im Auftritt, authentisch im Zeugnis und überzeugend in den Worten, die er wählt.

Die Religionen haben den Papst gehört, die Politik hat ihn um seine Meinung gebeten. Nicht zuletzt seine drei Enzykliken sind der deutlichste Garant dafür, worum es dem Papst ging: Eine gerechte, solidarische und friedliche Welt, die sich ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen stellt. Gerade in seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ hat uns der Heilige Vater eine Magna Charta einer gelingenden Globalisierung hinterlassen, die sich um sozialen Ausgleich und die Bewahrung der Schöpfung mit aller Kraft bemüht.

Die Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz sind Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement. Der deutsche Papst wird nun das Ruder der Kirche weitergeben. Er wird uns fehlen. Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer. Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte und empfehlen ihn dem Segen Gottes, in dem er geborgen ist. Die Deutsche Bischofskonferenz wird im Gebet in besonderer Weise den Heiligen Vater begleiten.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz

 


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